Rückschau zur BERLINER SOMMER-UNI

36. BERLINER SOMMER-UNI 2023: Ein Rückblick

36. BERLINER SOMMER-UNI 28. August – 03. September 2023
Globale Ordnung unter Stress - Gefahren und Prognosen aus Sicht der Wissenschaft

Die Periode nach dem Ende des Kalten Krieges sei endgültig vorüber, sagte UN-Generalsekretär Guterres in New York bei der Vorstellung einer Neuen Agenda für den Frieden. Er sieht die Welt auf eine neue Ära der Krisen und Konflikte zusteuern.
Es breche nun eine Zeit an, die bereits von einem hohen Ausmaß an geopolitischen Spannungen und Rivalitäten zwischen den Großmächten geprägt sei. Dies gefährde die Idee der Vereinten Nationen, wonach alle Länder zusammenarbeiten sollten, um globale Probleme zu lösen. Zu den größten Herausforderungen zählt Guterres unter anderem komplexe und tödliche Konflikte wie den russischen Krieg gegen die Ukraine, Sorgen vor einer möglichen nuklearen Eskalation, wachsende Ungleichheiten in den Gesellschaften sowie Angriffe auf Menschenrechte.

Die Frage nach der Zukunft der internationalen Ordnung beschäftigt uns. Die Bundesregierung bringt es auf den Begriff Zeitenwende. Mit der Annexion der Krim und der militärischen Intervention im Donbas entschied sich Russland 2014 dafür, imperialistische Interessen auf dem Wege der Konfrontation und des Krieges durchzusetzen. Spätestens der Krieg gegen die Ukraine hat die globale Ordnung der Zeit nach 1945 nachhaltig erschüttert. Sanktionen gegen Russland sollten als massive Strafmaßnahmen ein Einlenken herbeiführen – wie wirksam sind sie?

Russland führt den Krieg mit äußerster Brutalität und vertritt einen aggressiven Nationalismus. Zugleich verfolgt das Putin-Regime Regimekritiker und Minderheiten mit diktatorisch ausgeübter Macht, bricht Übereinkommen sowie Verträge und verletzt das Völkerrecht. Ihre historischen Erfahrungen ließen Polen und die baltischen Staaten schon lange vor Russlands Politik und dessen Großraumdenken mit Einflusszonen und Vasallenstaaten warnen. Doch wurden sie wahrgenommen? Das führt zu der Frage, ob Versäumnisse in Wissenschaft und Forschung zu konstatieren sind.

Die Zahl autoritärer Regime und die Anhänger autoritärer Politik in demokratischen Staaten ist im Wachsen, Italien, Frankreich Serbien, Tschechien, Ungarn – die Aufzählungen lässt sich fortsetzen. Können Gefahren abgeschätzt werden und welche Herausforderungen ergeben sich daraus? Die universelle Gültigkeit der Menschenrechte wird zunehmende in Frage gestellt.

Der Glaube an Wandel durch Handel und Dialog hat erkennbar Schaden genommen. Welche Konsequenzen können für Deutschlands Außenpolitik beschrieben werden? Die Komplexität macht vielleicht ein Beispiel deutlicher. So wird für China gesagt, dass wir es als Partner beispielsweise beim Kampf gegen den Klimawandel benötigen, gleichzeitig als einen Konkurrenten auf dem Gebiet der Wirtshaft erleben und in diesem Staat einen geostrategischen Rivalen, nicht zuletzt auch bei Auseinandersetzungen um Fragen der gesellschaftlichen Ordnungen, sehen müssen.

Real existierende Krisen zeigen Folgen in Einstellungen und Verhaltensweisen von Bürgerinnen und Bürgern. Es sind der Klimawandel mit seinen Folgen, die sozialen Langzeitwirkungen der Corona-Pandemie, der Krieg Russlands gegen die Ukraine mit seinen wirtschaftlichen Konsequenzen (Energie-versorgung, Inflation). Das Gefühl des Ausgeliefert-Seins ist eine Herausforderung für die Zivilgesellschaft. Der Ruf nach Fachkenntnis und Expertise ist nicht zu überhören, auch von Politikerinnen und Politikern. Und welche Steuerungskraft hat die Politik gegenwärtig? Gefahren und Prognosen aus Sicht der Wissenschaft werden uns die Beiträge an den nächsten Tagen vorstellen: der Bogen von umfassenden Sichten auf komplexe Systeme und deren Wechselwirkungen bis zum Hinterfragen unseres Verhaltens als Bürgerinnen und Bürger. Seminaristische Vorträge, thematisch ergänzende Besichtigungen und Führungen sowie kulturelle Veranstaltungen werden an den Nachmittagen unser Programm der Sommer-Uni abrunden.

Am Sonntag wird die Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) vorgestellt; gelegen an der deutsch-polnischen Schicksalsgrenze trägt sie nachhaltig zur europäischen Integration bei. Mit ihrer Gründung im Jahr 1991 setzte sie als Lehr- und Forschungsstätte erstmals in Deutschland erfolgreich das Konzept einer Europa-Universität um. In diesem Jahr wurde das Viadrina Center of Polish and Ukrainian Studies eingerichtet, um die intensive akademische Beschäftigung mit Geschichte und Kultur, Politik und Gesellschaft der Ukraine in ihren europäischen Bezügen und globalen Verflechtungen zu ermöglichen.

In Altranft wird das Oderbruch Museum das einmalige Wassersystem mit über 1.000 Kilometer langen Gräben, die Menschen und ihre Kultur im Oderbruch präsentieren. Besichtigt wird das Schloss, ein Herrenhaus inmitten eines Landschaftsparks aus dem 19. Jahrhundert. Die ersten Konzepte für das Freilichtmuseum wurden bereits in den siebziger Jahren erarbeitet.

Bei den Fachvertreterinnen und Fachvertretern aus den verschiedenen Disziplinen, die bereitwillig Vorträge als Zusatzaufgabe übernommen haben, bedanken wir uns sehr. Insbesondere bedanken wir uns bei Prof. Dr. Harm Kuper, Fachbereich Erziehungswissenschaften und Psychologie, der für die Freie Universität Berlin an der Vorbereitung von Anfang an mitgewirkt hat. Und wir sind der Freien Universität Berlin und ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern insgesamt sehr dankbar für die gute Kooperation und die institutionelle Unterstützung.

Den vielen Mitgliedern der BERLINER AKADEMIE, die bei der Planung und Vorbereitung mitgeholfen haben und bei der organisatorischen Durchführung der 36. BERLINER SOMMER-UNI mitwirken, gilt ebenfalls unser Dank.

Ferdinand Nowak
für den Vorstand der BERLINER AKADEMIE für weiterbildende Studien e.V.


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Programmheft der 36. BERLINER SOMMER-UNI


35. BERLINER SOMMER-UNI 2022: Ein Rückblick

35. BERLINER SOMMER-UNI 22. August - 28. August 2022
Globale Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit - Impulse aus Wissenschaft und Technik

Die Würde des Menschen steht am Anfang aller Betrachtungen, und es geht um die Würde aller Menschen. So Prof. Dr. Gesine Schwan zum Auftakt. Sie schärfte unser Sprachgefühl wie mit dem Beispiel, Bürger einzubinden und erläuterte, warum Macht die Möglichkeit ist, nicht dazu lernen zu müssen.

Aus der Sicht unterschiedlicher wissenschaftlicher Disziplinen und mit den Erkenntnissen verschiedenster Projekte und Praxislabore wurden Bereiche und Akteure betrachtet, die von Relevanz für das Erreichen der Klimaziele sind. Der historische Bogen wurde da schon mal von der neolithischen Revolution bis zur Jetztzeit gespannt. Und es wurde auf das Problem hingewiesen, dass für jemanden, der einen Hammer in der Hand hält, fasst alles wie ein Nagel aussieht.

Energie und Gebäude, Industrie und Landwirtschaft, Mobilität und Konsum - für sämtliche Bereiche gab es kritische Bestandsaufnahmen und konkrete Handlungsoptionen wurden vorgestellt. Im übergreifenden Konsens konnten staatliche Fehlanreize ebenso wie fehlende Regelungen konstatiert werden. Der Appell an die Verbraucher mag verständlich sein, kann aber staatliches Handeln nicht ersetzen.

Für Beiträge zu einem klimafreundlichen Verhalten werden Konzepte zur Entwicklung nachhaltiger Technik wie etwa der Wärmepumpe benötigt. Dem Konsum kommt ebenfalls ein hoher Stellenwert zu - und wir wurden ermuntert, doch einmal eine Suppe aus Bananenschalen zu probieren.

Erfahrungen bürgerschaftlichen Engagements bei der Stadtraumgestaltung erbrachten unterschiedliche Ergebnisse, wobei kooperative Partnerschaften zwischen Zivilgesellschaft und öffentlicher Verwaltung noch am ehesten Erfolg versprachen.

Beispiele für einen Dialog zwischen Konsumenten und Unternehmen wurden uns vorgestellt, gleichzeitig das Primat der Automobilindustrie als kulturelle Programmierung beschrieben.

Eine kleine Randbemerkung: Wenn früher Deutsch in manchen Disziplinen wie Medizin oder Ingenieurwissenschaften die Arbeitssprache war, so ist dies bei Klima und Nachhaltigkeit heute eindeutig Englisch - so manche Power Point-Präsentation lies dies klar erkennen.

Die Notwendigkeit zügigen Handels angesichts der bisher unzureichenden Erfolge auf dem Pfad wurde von allen Referentinnen und Referenten erläutert. Und viele sagten freimütig, auch sie hätten nicht den Zugang zum Königsweg.

Für uns als Bürgerinnen und Bürger bedeutet das, einerseits die Verantwortung von Staat und Unternehmen einzufordern, wie auch gleichzeitig unser Verhalten am Maßstab einer nachhaltigen Lebensweise auszurichten.

Und eines wurde uns von den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern vermittelt:
Forschung bringt Freude!


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Eröffnung der 35. BERLINER SOMMER-UNI
Ein kurzer Rückblick


34. BERLINER SOMMER-UNI 2019: Ein Rückblick

34. BERLINER SOMMER-UNI 26. August - 1. September 2019
Kultureller Austausch und Heimat - Was Künste zu Identitäten beitragen

Eine gelungene Dramaturgie, das ist sicher vielen bekannt, lässt es mit einem Vulkanausbruch oder auch einem Erdbeben beginnen und darauf eine langsame Steigerung folgen - dabei muss der Spannungsbogen möglichst bis zum Ende gehalten werden. Besser als mit Bundestagspräsident a. D. Wolfgang Thierse hätten wir also nicht beginnen können. Der Begriff "Heimat" ist bei der Mehrheit unserer Bevölkerung positiv besetzt, zugleich ist Heimat ein Kampfbegriff in der politischen Kontroverse. Das Referat führte argumentativ zum Begriff der Beheimatung - weil es auf den Prozess der Identitätsentwicklung im gesellschaftlichen Umfeld ankommt.

Und das Gespräch mit der Regisseurin Sherry Hormann, mit dem das Format des Dialogs aufgenommen wurde, bot einen Gewinn aus sehr persönlichen Einsichten und beruflichen Erfahrungen. Beide bekannten sich zur Notwendigkeit zivilgesellschaftlichen Engagements beim Ringen um Werte, Traditionen und Religionen. Am Nachmittag ergänzten Erläuterungen zu nationaltypischen Eigenheiten das Thema Kultur und Identität.

Es gab in der Woche Kostproben aus Philosophie, Erzählung, Architektur sowie über und mit Künstlerinnen und Künstlern. Reflektiert wurden dabei auch Fragen unserer kolonialen Vergangenheit - sowohl in historischer wie museologischer Hinsicht.

Wir waren auf Wanderschaft (dabei wurden Schuhe als "Heimat" benannt) und zwar ohne Disziplin. Wir erlebten auch Heimat in Medien oder Medien als Heimat oder so ähnlich.

Nach dieser Sommer-Uni wissen wir: Erzählen ist ein wichtiger Beitrag zur Verständigung und zur Selbstvergewisserung. Und wir konnten als ein Beispiel dafür Neukölln, insbesondere die Neukölln Oper lieben und schätzen lernen, nicht nur dank "Casting Clara", sondern auch wegen des Engagements im Kiez.

Anstöße kann es geben, wenn Vorstellungen zu Raumsituationen entwickelt werden, auch wenn diese für die Lebensplanung von Mehrheiten vielleicht nicht relevant sein können - wobei keiner von uns weiß, was uns die Zukunft zum Thema "Wohnen" denn bringen mag. Schon heute sollte aber so geplant und gebaut werden, dass sich im Ergebnis der Diskursformation in der Architektur Beheimatung in Regionalität und Lokalität herstellt.

Für den eigenen Sprachgebrauch konnte eine schöne Erweiterung gelernt werden:
man kann auch von Laien und Laiinnen sprechen - das klingt dann vielleicht etwas finnisch, aber warum nicht?

Am Samstag führte der Spannungsbogen zu Reflektionen über Traditionslinien rechtsintellektueller Kreise und ihrer Verortung im politischen Diskurs. Den Abschluss bildeten Betrachtungen zur deutschen Kultur- und Bildungspolitik im Ausland und deren Beitrag für Dialog und Austausch mit anderen Kulturen. Dabei müssen freie Gesellschaften nicht nur Widersprüche und Kritik aushalten, sondern diese sind unabdingbare Voraussetzung für ihre Entwicklung.

An den Nachmittagen gehörten zum Potpourri von seminaristischen Angeboten, die Vorträge der Vormittage ergänzten, Besuche von Höchstleistungsforschungseinrichtungen und Restaurants, Besichtigungen von Kunst und im Stadtteil, auch Blaue Karawanen und Briefwechsel zwischen Frau und Mann gehörten dazu. Abgerundet wurde das Menu mit Jazz zwischen den Welten.

Am Ende stand der Ausblick auf die 35. BERLINER SOMMER-UNI 2020, die vom 24. - 30. August 2020 zum Thema "Globale Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit" gemeinsam mit der Technischen Universität Berlin ausgerichtet werden wird.

Für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gab es dann noch ein Wort von Theodor Fontane mit auf den Weg - schließlich führte die Exkursion am Sonntag in die Fontane-Stadt Neuruppin:
Man muss die Musik des Lebens hören.
Die meisten hören nur die Dissonanzen.

Also: Lassen Sie uns bitte nicht zu den meisten gehören!

Programm zur BERLINER SOMMER-UNI 2019

34. BERLINER SOMMER-UNI 26. August - 1. September 2019
Kultureller Austausch und Heimat - Was Künste zu Identitäten beitragen

Das Programmheft ist erschienen..
Es kann auch in der Geschäftsstelle der Berliner Akademie bestellt werden.
Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der letzten und vorletzten Sommer-Uni wird es routinemäßig zugesandt.
Programmheft der BERLINER SOMMER-UNI 2019
Ankündigungsfaltblatt herunterladen




Grußwort

Liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer der BERLINER SOMMER-UNI,
ist es nicht erstaunlich, wie schnell sich heute ein Vulkan findet, auf dem selbstvergessen getanzt werden kann?

Es ist die schon so gut bekannte und üble Mischung aus Nationalismus, Politikverachtung, aus Xenophobie, Intoleranz, diffuser Überforderung und Ängsten, die uns wieder in ungeahnter Vehemenz und Breite begegnet, dies nicht nur in der Ferne, sondern auch durchaus im eigenen Viertel, in den Städten, Land und großen Teilen Europas. Alle mahnenden Worte zum Schleichenden, fast Zufälligen der Katastrophen des 20. Jahr-hunderts scheinen vergessen, wir finden uns, wo wir meinten, nie wieder sein zu können: in der Leugnung, manövrierend, als ob alles so wäre wie immer.

In unsicheren Zeiten gedeiht der Wunsch nach einfachen Lösungen und benennbaren Gegnern, deren Konturen sich aus persönlichen Ängsten, enttäuschten Erwartungen und einem nostalgischen Geschichts-verständnis bilden. Es ist wahrlich nicht leicht, Gehör zu finden mit der Nachricht, dass Probleme komplexer sind als uns allen lieb wäre, doch um eine freie und offene Gesellschaft zu bewahren, werden wir politischer sein müssen, aufstehen und reden, und zwar nicht nur mit Gleichgesinnten.

Zu betonen wäre, dass wir nämlich zu dem stehen, was wir mit aller Fehlerhaftigkeit gerade deswegen entwickelten, weil uns die Geschichte etwas gelehrt hat:
Frohsein kann man über eine Kultur, die man erwirbt und durchdringt, nicht aber stolz auf ein elendes Vermächtnis, das man laut beschwört, um andere zu entwerten.

Diese Fragilität eines sich – immer neu – zu bestimmenden Selbstverständnisses von Identität, Herkunft und Gemeinschaft macht gerade uns Deutsche zu besonderen Gesprächspartnern dieser Diskurse. Die Aufmerksamkeit ob der eigenen Identität kann hierin in besonderem

Maße aus den Künsten lehren, deren vornehmste Eigenschaften in der Ambivalenz ihrer künstlerischen Ausdeutung und der Intimität der Beziehung zwischen künstlerischem Werk und Betrachter liegen. In diesem Sinn verstand Wilhelm Worringer wohl auch die Eigenheit menschlicher Kunstwahrnehmung, nämlich als ästhetischer Genuss aus Abwehr von Angst.

Es sind vielleicht gerade diese Sichtweisen aus den Künsten, flankiert von Perspektiven der Gestaltung und Forschung, die die UdK Berlin zu einem besonderen Gastgeber dieser Sommer-Universität machen.

Wir freuen uns darauf und wünschen uns allen ein gutes Gelingen.

Prof. Martin Rennert
Präsident der Universität der Künste Berlin
Schirmherr der 34. BERLINER SOMMER-UNI 2019



Einleitung

Anerkennung, Fairness, Gleichwertigkeit, Respekt, Solidarität sind die Schlüssel für ein gelingendes Zusammenleben: unsere 34. BERLINER SOMMER-UNI wird sich damit auseinandersetzen, welchen Beitrag die Künste liefern. Wie tragen sie zum Selbstgefühl von Menschen und ihrer Vielfalt an Identitäten bei und welche Aufgaben haben Politik und Bildung? Was also konstituiert Identitäten, wie entstehen sie? Ist es nicht sogar selbstgenügsam, mit nur einer Identität auskommen zu wollen?

"Die Würde des Menschen ist unantastbar." Doch was ist die Würde des Menschen, was ist seine Identität? Herkunft, Religion, Zugehörigkeit, Sexualität, Sprache, Überzeugungen, Nationalität, Bildung, Biografien – ohne sie sind Identitäten nicht zu haben.

Der Begriff Heimat erfährt eine zunehmende Aufmerksamkeit im öffentlichen Diskurs. Dabei scheint sich das größte Engagement dort feststellen zu lassen, wo man sich sehr weit links oder sehr weit rechts befindet. In als kritisch empfundenen Zeiten nimmt die Kontroverse zum Thema Heimat zu. Auch deshalb ist die Frage zu stellen, ob Heimat eine Aufgabe für Politik sein darf. In unserer Mitte leben Menschen, die hier geboren sind und mit unserer Gesellschaft als Heimat ihren Weg gehen wollen. Wenn deren Familie in der Kultur ihrer Herkunft verharrt, dann scheint dies nur um den Preis des Bruches möglich. Wolfgang Thierse, Bundestagespräsident a.D. und Sherry Hormann, Regisseurin des Films „Nur eine Frau“, werden Fragen der Kultur und Identität diskutieren und dabei auch auf die Herausforderungen für unser zivilgesellschaftliches Engagement eingehen.

Interkulturelle Kommunikation und Medien sind für Kunst und Kultur essentiell. Kultur ohne Interaktion ist nicht vorstellbar. Menschen lassen Kultur im kommunikativen Austausch untereinander entstehen, gestärkt durch Erzählen, durch Literatur und Theater, das Möglichkeiten einer gleichberechtigten Teilhabe unterschiedlichster Identitäten bietet. Kultur ist prädestiniert, Kiez und Globales durch Künstlerpersönlichkeiten zu reflektieren. Migrationserfahrungen können sich in Werken abbilden; Diskriminierungen können künstlerisch ihren Niederschlag finden. Und Architektur wird diskutiert, ob denn dieses oder jenes Gebäude zu „unserer Heimat“ passt.

Ausgrenzung und Abwertung von Menschengruppen haben in Deutschland zu einem furchtbaren Zivilisationsbruch geführt. Deshalb muss die öffentliche Debatte um Migration und Heimat auch einbeziehen, wie sich manche Beteiligte in Kunst und Wissenschaft positionieren und wie deutsche Kulturpolitik sich im Ausland darstellt.

Die Plenarvorträge an den Vormittagen werden wie immer durch seminaristische Vorträge, thematisch ergänzende Besichtigungen und Führungen sowie kulturelle Veranstaltungen an den Nachmittagen ergänzt. Die Exkursion am Sonntag führt uns nach Neuruppin: das Land Brandenburg feiert mit vielfältigen Veranstaltungen den 200. Geburtstag von Theodor Fontane, der als einer der bedeutendsten Vertreter des literarischen Realismus gilt und als Journalist andere Kulturen einem deutschen Publikum vermittelt hat.

Fachvertreterinnen und Fachvertretern aus den verschiedenen Disziplinen, die bereitwillig Vorträge als Zusatzaufgabe übernommen haben, und Allen, die uns die Veranstaltungen an den Nachmittagen sowie unser Kulturprogramm ermöglichen, danken wir herzlich. Insbesondere bedanken wir uns bei Professor Dr. Norbert Palz, Erster Vizepräsident, der für die Universität der Künste an der Vorbereitung von Anfang an mitgewirkt hat. Und wir sind der Universität der Künste und ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern insgesamt sehr dankbar für die gute Kooperation und die institutionelle Unterstützung.

Und nicht zuletzt danken wir auch den vielen Mitgliedern der BERLINER AKADEMIE, die bei der Planung und Vorbereitung mitgeholfen haben und bei der organisatorischen Durchführung der 34. BERLINER SOMMER-UNI mitwirken.

Ferdinand Nowak
für den Vorstand der BERLINER AKADEMIE für weiterbildende Studien e.V.


Veranstaltungsort
Universität der Künste Berlin
Joseph-Joachim-Konzertsaal
Bundesallee 1-12
10719 Berlin



Montag, 26.08.2019
Kultur und Identität

09:00 Eröffnung der 34. BERLINER SOMMER-UNI
Prof. Dr. Norbert Palz, Erster Vizepräsident der Universität der Künste Berlin
Ferdinand Nowak, Vorsitzender der BERLINER AKADEMIE für weiterbildende Studien e.V.

09:30 – 11:00
Darf Heimat eine Aufgabe für Politik sein?
Dr. h.c. Wolfgang Thierse, Bundestagspräsident a.D.

11:30 – 13:00
Kultur und Identität – vertraute Heimat, fremde Familie
Dr. h.c. Wolfgang Thierse, Bundestagspräsident a.D.
und Sherry Hormann, Regisseurin: ein Gespräch
Moderation: Prof. Dr. Norbert Palz, UdK

14:30 – 16:00
Das Feste im Flüssigen – wie und warum sich bestimmte nationaltypische Einheiten der Kultur in Deutschland, England und Amerika ausbildeten
Prof. Dr. phil. Hans-Dieter Gelfert, FU Berlin

17:00
Eröffnungskonzert: JAZZ ZWISCHEN DEN WELTEN
Vom Ursprung des Jazz und seinem globalen Siegeszug
Cymin Samawatie Trio
Im Joseph-Joachim-Konzertsaal

Gäste sind herzlich willkommen.
Der Eintritt ist kostenlos. Über Spenden freuen wir uns.



Dienstag, 27.08.2019
Interkulturelle Kommunikation und Medien

09:00 – 10:30
Medien der Beheimatung – ein strategischer Zugang
Prof. Dr. oec. publ. Franz Liebl, UdK Berlin

11:00 – 12:30
Auf Wanderschaft, ohne Disziplin
Prof. Dr. Siegfried Zielinski, UdK Berlin

14:00 – 15:30
2 A – Ambivalenzen des Theaters
Prof. Dr. Sandra Umathum, UdK Berlin
(Raum 341)

14:00 – 15:30
2 B – Jeder nach seiner Façon. Vielfalt der Begegnung der Religionen
Dr. Michael Bäumer, Berliner Forum der Religionen
(Raum 340)

15:00 – 16:30
2 C – SIBYLLE – Die Ausstellung
Führung
Adresse: Willy-Brandt-Haus,
Stresemannstraße 25, 10693 Berlin
(U-Bahn: U 3 ab Spichernstr. bis Hallesches Tor;
U 2 ab Zoologischer Garten bis Potsdamer Platz, Bus M41 bis Willy Brandt Haus)
Teilnehmer: max. 25 Personen
Unbedingt PERSONALAUSWEIS mitbringen!!!

15:00 – 16:30
2 D – Besuch der Ausstellung "Emil Nolde – Eine deutsche Legende. Der Künstler im Nationalsozialismus"
Führung
Adresse: Hamburger Bahnhof - Museum für Gegenwartskunst,
Invalidenstr. 50-51, 10557 Berlin
(S-Bahn: S 3, S 5, S 7, S 9, Bus 245 ab Zoologischer Garten)
Teilnehmer: max. 20 Personen
Kostenbeitrag: 8 €



Mittwoch, 28.08.2019
Erzählen, Theater und Integration

09:00 – 10:30
Erzählkunst als Kulturgut
Prof. Dr. paed. Dr. sc. phil. Kristin Wardetzky, UdK Berlin

11:00 – 12:30
Oper für das neue Berlin
Die Arbeit der Neuköllner Oper in Berlins vielfältigstem Bezirk
Andreas Altenhof, Direktorium der Neuköllner Oper

14:00 – 15:30
3 A – Projekt "Zweites Leben – Du kennst meinen Namen, aber nicht meine Geschichte"
Prof. Peter Fischer-Piel, SRH Hochschule der populären Künste, Berlin
Raum 340

15:00 – 16:30
3 B – Outsider Art
Alexandra von Gersdorff-Bultmann, Leiterin der Galerie ART CRU Berlin
Führung
Adresse: Galerie ART CRU,
Oranienburger Str. 27, 10117 Berlin, Kunsthof neben der Synagoge
Zugang nicht barrierefrei
(U-Bahn: U9 bis Zoologischer Garten, S3, S5 bis Friedrichstr.,
S1, S2 bis Oranienburger Str., Fußweg)
Teilnehmer: max. 10 Personen

15:00 - 16:30
3 C – Club 2. Frühling
Neriman Kurt, Stadtteilzentrum Familiengarten, Berlin
Führung und Gespräch
Adresse:
Oranienstraße 34, 10999 Berlin
(U-Bahn: U3 ab Spichernstr. bis Kottbusser Tor,
Bus M29 bis Oranien-/Adalbertstraße )
Teilnehmer: max. 25 Personen

15:00 - 16:30
3 D – Diversität als Ressource für gemeinsamen Erfolg
Prof. Dr. Thorsten Koch, Konrad Zuse-Institut Berlin (ZIB)
Gespräch
Adresse: Konrad Zuse-Institut Berlin (ZIB)
Takustrasse 7, 14195 Berlin
(U-Bahn: U 3 ab Spichernstr. bis Dahlem Dorf, Fußweg;
U 9 ab Spichernstr. bis Rathaus Steglitz, Bus X 83 (Arnimallee), Fußweg)
Teilnehmer: max. 25 Personen

20:00
3 E – CASTING CLARA
Musiktheaterprojekt zu Clara Schumanns 200. Geburtstag
von Cordula Däuper und Johannes Müller
Neuköllner Oper
Adresse: Karl-Marx-Straße 131/133, 12043 Berlin
(U-Bahn: U 7 bis Karl-Marx-Straße; Bus 104 bis Rathaus Neukölln;
S-Bahn: S 41/42, 45/46, 47 bis Neukölln)
Teilnehmer: max. 30 Personen
Karte: 19 €



Donnerstag, 29.08.2019
Kunst, Herkunft und Politik

09:00 – 10:30
Humboldt Forum – Out of the Comfort Zone
Adriana Bickel (PER), Santiago Calderón (COL), Carina Erdmann (DE), Alessandra Plaza (PER), Beatriz Rodríguez (MX); Natalia Rodríguez Ramírez (COL), Pablo Santacana López (ESP), Aliza Yanes (PER), Daniela Zambrano Almidón (PER), Studierende, begleitet von Kristina Leko, Lehrende, Institut für Kunst im Kontext der UdK Berlin

11:00 – 12:30
Künstler in politischer Zeitgenossenschaft
Prof. Dr. Wolfgang Ruppert, UdK Berlin

14:00 – 15:30
4 A – Grenzüberschreitende Heimat Musik
Gespräch mit dem syrischen Jazzmusiker Omar Znkawan
Moderation: Brigitte Nake-Mann
Raum 340

14:00 – 15:30
4 B – (Kultur- und Bildungs-Politischer) Diskussions-Workshop
"Lasst uns miteinander...":
Prof. Dr. phil. habil. Johannes W. Erdmann, UdK Berlin
Dr. phil. Alfred Messmann, UdK Berlin
Raum 341

14:00 – 15:30
4 C – Heimat, Identität und Rechtsextremismus
Prof. Dr. Christoph Kopke, Hochschule für Wirtschaft und Recht, Berlin
Raum 343

15:00 – 16:30
4 D – Werkstatt der Kulturen
Mareike Palmeira, Pressereferentin
Führung und Gespräch
Adresse: Wissmannstr. 32, 12049 Berlin
(U-Bahn: U 9 bis Berliner Str., U 7 bis Herrmannplatz)
Treffpunkt: Eingangshalle
Teilnehmer: max. 30 Personen

15:00 – 16:30
4 E – Interkulturelle Jugendarbeit - Mitternachtssport
Ismail Öner, Diplom-Sozialpädagoge Mitternachtssport e.V.
Gespräch
Adresse: Mitternachtssport e.V. – Verein für interkulturelle Jungendsozialarbeit
Jüdenstraße 46, 13597 Berlin
(U-Bahn: U 9 bis Berliner Str., U 7 bis Altstadt Spandau,
Fußweg ca. 5 Min.)
Teilnehmer: max. 20 Personen

15:00 – 16:30
4 F – Restaurant Kreuzberger Himmel
Andreas Tölke, Vorsitzender des Vereins "Be An Angel e.V.", Berlin
Gespräch
Adresse: Yorckstraße 89, 10965 Berlin
(U-Bahn: U 6, U 7 bis Mehringdamm;
U 9 ab Spichernstr. bis Berliner Str., U 7 bis Mehringdamm)
Teilnehmer: max. 20 Personen

18:00
4 G – FONTANE – Briefwechsel mit seiner Frau
Lesung von Gerlinde Kempendorff
Kleiner Vortragssaal
Kostenbeitrag: 10 €



Freitag, 30.08.2019
Baukulturen zwischen Tradition und Innovation

09:00 – 10:30
Eure Heimat – Unser Traum
Prof. Florian Riegler, UdK Berlin

11:00 – 12:30
Architektur, Heimaten und Identitäten
Prof. Dr. Susanne Hauser, UdK Berlin

14:00 – 15:30
5 A – Tautes Heim – Bewohnbares Museum zu Design und Architektur der 1920er Jahre – Restaurierung eines museums-ähnlichen Ferienhauses im UNESCO-Welterbe Hufeisensiedlung
Katrin Lesser, Dipl.-Ing. Garten- und Landschaftsarchitektin
Ben Buschfeld, Dipl. Designer, Grafik- und Ausstellungs-Gestalter
Raum 341

14:00 – 15:30
5 B – Textiles als Raum
Bärbel Ambrus, Architektin, Grafk-Designerin, Berlin
Raum 343

14:00 – 15:30
5 C – Heimat und Identität – am Beispiel Eisenhüttenstadt
Martin Maleschka, Architekt und Fotograf, Cottbus
Raum 340

15:00 – 16:30
5 D – NEUES AUS OST-BERLIN Die halbe Hauptstadt
Museumsguide Thomas Heil
Führung
Adresse: Museum Ephraim Palais
Poststraße 16, 10178 Berlin
(S-Bahn: S 3, S 5, S 7, S 9, Bus 100, 200 ab Zoologischer Garten)
Teilnehmer: max. 20 Personen
Kostenbeitrag: 5 €

15:00 – 16:30
5 E – MEISTERWERKE DER WEGE DES BAROCK:
Die Nationalgalerien Barberini Corsini in Rom
Führung
Adresse: Museum Barberini,
Alter Markt, Humboldtstr. 5-6, 14467 Potsdam
(S Bahn: S 7 oder RE 1, RE 7 ab Zoologischer Garten bis Potsdam Hbf.;
Ab Potsdam Hbf.: Tram 96 >Richtung Viereckremise oder Bus 603, 605, 631,638, 695 bis Alter Markt/Landtag, Fußweg; ab Potsdam Hbf.: Fußweg ca. 850 m)
Teilnehmer: max. 20 Personen
Kostenbeitrag: 16 €

15:00 – 16:30
5 F – AEDES Architekturforum
Ausstellung über die Dänische Architektin DORTE MANDRUP
Beate Engelhorn, Curator, Dipl. Ing. Architektin
Führung
Adresse: AEDES am Pfefferberg,
Christinenstrasse 18-19, 10119 Berlin
(U-Bahn: ab Zoologischer Garten U2 bis Senefelder Platz; ca. 200 m Fußweg)
Teilnehmer: max. 15 Personen

15:00 – 16:30
5 G – Ausstellung: Neuheiten und Rezepte - Mies van der Rohe Haus
Führung
Adresse: Oberseestr. 60, 13053 Berlin
(S-Bahn: S 5 ab Zoologischer Garten bis Alexanderplatz, Tram M 5 bis Oberseestr.)
Teilnehmer: max. 8 Personen
Kosten: 6 €

17:00
5 H – Blaue Karawane entlang der Seidenstraße – antike Weltkultur zwischen Orient und Okzident
Mit der Erzählerin Maria Schild, Berlin
Musik: Cherif Hammiche, Percussion, Berlin
Kleiner Vortragssaal



Samstag, 31.08.2019
Auseinandersetzungen um Identität

09:00 – 10:30
Die "neuen" Rechtsintellektuellen – alter Wein in neuen Schläuchen
Seniorprof. Dr. Micha Brumlik, Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main

11:00 – 12:30
Deutsche Identität und Kulturarbeit im Ausland
Dr. Andreas Görgen, Auswärtiges Amt

12:30 – 13:00
Rückblick und Ausblick auf die 35. BERLINER SOMMER-UNI
Prof. Dr. Norbert Palz, Universität der Künste Berlin
Ferdinand Nowak, BERLINER AKADEMIE für weiterbildende Studien e.V.
Prof. Dr. rer. pol. habil. Annette Mayer, Technische Universität Berlin



Sonntag, 01.09.2019
Exkursion

07:30 – 19:30
Fontanestadt Neuruppin
(max. 100 Personen)
"Erst die Fremde lehrt uns, was wir an der Heimat besitzen" Theodor Fontane
Diese Erkenntnis spornte Fontane sein Leben lang an.

Berichte - Einführung zur BERLINER SOMMER-UNI 2019

34. BERLINER SOMMER-UNI 26. August - 1. September 2019
Kultureller Austausch und Heimat - Was Künste zu Identitäten beitragen
Einführung am 26.08.2019

Sehr geehrter Herr Bundestagspräsident a.D. Wolfgang Thierse,
sehr geehrte Frau Sherry Hormann,
sehr geehrter, lieber Herr Prof. Dr. Norbert Palz
meine sehr geehrten Damen und Herren,
liebe Mitglieder der Berliner Akademie,
hier in der Universität der Künste begrüße ich Sie herzlich als Vorsitzender der Berliner Akademie für weiterbildende Studien zu unserer 34. BERLINER SOMMER-UNI, die wir in diesem Jahr gemeinsam ausrichten zum Thema:
Kultureller Austausch und Heimat - Was Künste zu Identitäten beitragen

Herzlich willkommen!


Für die UdK spricht zu uns Prof. Dr. Norbert Palz. Er ist erster Vizepräsident der UdK. Zum Architekturstudium an der Technischen Universität kam er nach Berlin und als Professor für "Digitales und Experimentelles Entwerfen" ist er seit dem Jahr 2010 an der UdK aktiv.
Geboren 1970 in Zweibrücken begann seine Berufslaufbahn mit einer Bauzeichnerlehre in Saarbrücken. Die Liste der Orte seines Wirkens ist lang und vielfältig, beginnend mit Architekturbüros in Amsterdam und Rotterdam. Bei seiner Arbeit fokussierte er sich auf digitale Entwurfs- und Fabrikationsprozesse in Kunstprojekten, u.a. bei Olafur Eliasson und Monica Bonvicini. Ein Promotionsstipendium an der Königlichen Kunstakademie führte ihn 2007 nach Kopenhagen.
Die Liste der Workshops (u.a. Brighton, Wien, Tel Aviv, Oslo, Aalborg) und Symposien, bei denen er mitwirkte, und seiner Vortragstätigkeit im In- und Ausland ist (leider!) zu lang, um hier vorgetragen werden zu können. Lassen Sie mich zum Abschluss seiner Vorstellung nur eines sagen: Bei seiner Arbeit geht es vor allem um Kunst, Architektur und Technologie.


< Begrüßung durch Prof. Dr. Norbert Palz >


Lieber Herr Palz,

mit dieser wissenschaftlichen und kulturtheoretischen Einführung in die Vielfalt der Themen unserer Sommer-Uni haben Sie fokussiert und präzise unsere gemeinsamen Anliegen vorgestellt. Und vielen Dank für den Hinweis auf die Arbeit unseres Teams, bei der es uns stets um Austausch, Entscheidungsfindung und Freude an der Sache ging.

Mit Afrika hat alles begonnen. Diese Erkenntnis stand im Mittelpunkt unserer letztjährigen Sommer-Uni. Sie bildete den Auftakt für das Rahmenthema "Identität - Migration - Heimat", an dem sich für einen Zeitraum von vier Jahren unsere Sommer-Unis ausrichten, die wir gemeinsam mit den vier Berliner Universitäten veranstalten.

Diese Sommer-Uni rückt mit ihren Themen die Aspekte Gleichwertigkeit, Fairness, Respekt, Anerkennung, Solidarität als die Schlüssel für menschlichen Umgang in den Fokus. Sie fragt danach, welchen Beitrag liefern die Künste, was leisten Künstlerinnen und Künstler dabei, wie tragen sie zum Selbstgefühl von Menschen und ihrer Vielfalt von Identitäten bei.

Und es geht um die Aufgaben von Politik und von Bildung und deren Anteil bei der Herausbildung nationaler Eigenheiten.


"Heimat ist da, wo man sich nicht erklären muss."
So Johann Gottfried von Herder - so einfach, so schön und so schwierig. Denn was bedeutet "Heimat" im Jahr 2019 in Deutschland?
Herder wurde 1744 geboren - übrigens gestern, also am 25. August vor genau 275 Jahren.


In der öffentlichen, insbesondere der politischen Auseinandersetzung wird heftig um den Begriff "Heimat" gerungen. Wie eine Fieberkurve nimmt in als kritisch empfunden Zeiten die Kontroverse zum Thema Heimat zu. Und ja, wir haben ein Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat - also ein Heimatministerium. Und auf dessen Homepage können Sie lesen: "Heimat ist dort, wo sich Menschen wohl, akzeptiert und geborgen fühlen." Andererseits gehört zu den erfolgreichen Veröffentlichungen dieses Jahres der Essayband "Eure Heimat ist unser Albtraum", mit dem sich 14 deutschsprachige Autorinnen und Autoren gegen ein völkisch verklärtes Konzept von Heimat wenden. Diesem Spannungsverhältnis gilt es nachzugehen.


Deshalb haben wir den Begriff "Heimat" an den Anfang gestellt und mit der Frage nach nationaltypischen Eigenheiten verbunden. Das Auftaktreferat hält Dr. Wolfgang Thierse zum Thema "Darf Heimat eine Aufgabe für Politik sein?"


Nach der Kaffeepause schließt das Gespräch mit Sherry Hormann an:
"Kultur und Identität - vertraute Heimat, fremde Familie". Sherry Hormann ist Regisseurin zahlreicher Filme für Kino und Fernsehen. Mit dem Film "Nur eine Frau", der in diesem Jahr in unsere Kinos kam, geht sie den Gründen nach, die zur Ermordung der 23-jährigen Hatun Sürücü im Jahr 2005 führten - und ihr Film gibt der Ermordeten eine Stimme. Hatun Sürücü fand in Deutschland eine Heimat und sie fand ihren Weg, aber ihre Familie wollte das nicht akzeptieren. Einen weiteren Film von Sherry Hormann konnten Sie vor einigen Tagen im Programm der ARD sehen: "Operation Zucker. Jagdgesellschaft". Verbrechen an Kindern, deren Missbrauch und Menschenhandel, verübt in der Mitte unserer Gesellschaft, sind die Themen dieses Films.


Ich bin gespannt auf den Vortrag von Wolfgang Thierse und das Gespräch mit Sherry Hormann.


Für die folgenden Tage werden sie sehen, dass sich eine konstituierende Feststellung wie ein roter Faden durch unser Programm zieht: "Die Würde des Menschen ist unantastbar".


Das Jahr 2019 ist ein Jubiläumsjahr für unsere Verfassung. Das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland trat am 24. Mai 1949 - also vor 70 Jahren - in Kraft. Und im Hinblick auf unsere Verfassungsgeschichte gibt es noch ein weiteres Jubiläum: Vor 100 Jahren, am 14. August 1919 wurde die Verfassung des Deutschen Reichs verkündet, allgemein auch Weimarer Verfassung genannt. Sie war die erste demokratische Verfassung Deutschlands.


Doch zurück zu Artikel 1 unseres GG: was ist denn die Würde des Menschen, was ist seine Identität? In Artikel 3 finden wir das Gleichheitsrecht, und damit auch Stichworte für die Frage nach Identitäten:


"Niemand darf wegen seines Geschlechts, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden".


Der Dienstag ist der Interkulturellen Kommunikation und den Medien gewidmet, denn Kultur ohne Interaktion ist nicht vorstellbar. Menschen lassen Kultur im kommunikativen Austausch untereinander entstehen, wobei Sprache in den Künsten eine wichtige Bedeutung hat. Die vielfältigen Bestrebungen des Austauschs zwischen den Kulturen werden durch Erzählen, durch Literatur und Theater gestärkt. Und gerade das Theater bietet Möglichkeiten einer gleichberechtigten Teilhabe von Künstlerinnen und Künstlern, Autorinnen und Autoren unterschiedlichster Identitäten. Womit wir bereits bei unseren Mittwoch-Themen sind.


Am Donnerstag werden Aspekte von Kunst, Herkunft und Politik behandelt. Künstlerpersönlichkeiten reflektieren Kiez und Globales mit ihrem Schaffen. Mit der großen Palette künstlerischer Möglichkeiten werden Erfahrungen der Migration kommuniziert. Erlebnisse der Diskriminierung finden auf den Ebenen der Künste ihren Ausdruck.


In unserem Alltag ist von allen Künsten wohl am augenfälligsten die Architektur mit ihren Bauten, ihren Werken. In der Stadt wie auf dem Land geht es um Heimat und Identitäten und es werden Fragen diskutiert wie die, ob denn dieses oder jenes Gebäude auch zu "unserer Heimat" passt. Baukulturen zwischen Tradition und Innovation werden uns am Freitag beschäftigen.


Den Ausklang am Samstag bilden Auseinandersetzungen um Identitäten. In Deutschland haben Ausgrenzung und Abwertung von Menschengruppen zu einem furchtbaren Zivilisationsbruch geführt. Deshalb wird die Frage nach den sogenannten "neuen" Rechtsintellektuellen und ihren historischen Wurzeln gestellt. Zum kulturellen Austausch gehört auch die Frage, wie sich Deutschland kulturell im Ausland darstellt und welches Bild von Deutschland dabei vermittelt wird.


Wie die meisten von Ihnen bereits wissen, ist unsere Sommer-Uni auf Nachhaltigkeit angelegt. Im Rahmen der Seniorenuniversität der Charité Berlin schließt sich eine Vortragsreihe in der Zeit von Oktober bis Mai 2020 zum Thema "Künste - Kiez und Kosmos" an. Einen Überblick über die Themen und die genauen Termine finden Sie im Programmheft ebenso wie auf unserer Homepage www.BerlinAkademie.de


Die Plenarvorträge an den Vormittagen werden wie immer durch seminaristische Vorträge, thematisch ergänzende Besichtigungen und Führungen sowie kulturelle Veranstaltungen an den Nachmittagen ergänzt. Bei diesen fakultativen Angeboten werden Sie zwei weitere Jubiläen entdecken, die in den letzten Monaten in der Öffentlichkeit bereits erhebliche Beachtung fanden. Vor 100 Jahren begann das Bauhaus in Weimar mit innovativen Vorstellungen vor allem zu Gestaltung und Architektur einen weltweiten Siegeszug. Und in diesem Jahr jährt sich zum dreißigsten Mal der Fall der Mauer. Was soll’s: diese Sommer-Uni ist eben auch eine der Jubiläen.


Wenn wir gemeinsam diese Woche bei der Sommer-Uni verbracht haben werden, dann steht uns der Sinn nach einem Ortswechsel, nach einem Ausflug. Das Ziel unserer Exkursion am Sonntag ist die Fontanestadt Neuruppin. Das Land Brandenburg feiert mit Lesungen, Konzerten, Theaterstücken und Ausstellungen den 200. Geburtstag von Theodor Fontane - noch ein Jubiläum! Er gilt als bedeutendster deutscher Vertreter des literarischen Realismus. Seine "Wanderungen durch die Mark Brandenburg" bilden noch heute für viele den Reiseführer durch das Land und in seinen Geburtsort. Und zugleich hat Theodor Fontane als Journalist seinem deutschen Publikum andere Kulturen nahe gebracht.


Einen Gedanken will ich ans Ende stellen:
"Ich habe gelernt, dass auch für schwierige Fragen Antworten gefunden werden können, wenn wir die Welt immer auch mit den Augen des anderen sehen. Wenn wir Respekt vor der Geschichte, der Tradition, der Religion und der Identität anderer haben."


Sie finden mich jetzt etwas altklug? Gut, ich muss zugeben, das war nicht von mir, sondern ein Zitat. In ihrer vielbeachteten Rede an der Harvard University in Cambridge / USA sagte dies am 30. Mai diesen Jahres Bundeskanzlerin Angela Merkel.
Ich find’s gut.


Bei den Fachvertreterinnen und Fachvertretern aus den verschiedenen Disziplinen, die bereitwillig Vorträge als Zusatzaufgabe übernommen haben, bedanken wir uns herzlich. Insbesondere bedanken wir uns bei Prof. Dr. Norbert Palz, Erster Vizepräsident, der für die Universität der Künste an der Vorbereitung von Anfang an mitgewirkt hat. Und wir sind der Universität der Künste und ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern insgesamt sehr dankbar für die gute Kooperation und die institutionelle Unterstützung.


Und nicht zuletzt danken wir auch den vielen Mitgliedern der BERLINER AKADEMIE, die bei der Planung und Vorbereitung mitgeholfen haben und bei der Organisation der 34. BERLINER SOMMER-UNI mitwirken. An dieser Stelle will ich einen besonderen Dank aussprechen: über Jahrzehnte hinweg engagiert bei der Vorbereitung des Sommer-Unis und verantwortlich für die Betreuung der Helferinnen und Helfer, seit 1985 Mitglied und engagiert in unterschiedlichen Verantwortlichkeiten: Frau Anna Hansi. Weil für die jahrelange Mitarbeit ein Blumenstrauß als Dank nicht ausreichen kann, hat sich der Vorstand etwas einfallen lassen, um Sie zu überraschen, worüber wir aber gern erst mit Ihnen, Frau Hansi, sprechen möchten. Einen Applaus für Frau Hansi!


In diesem Jahr haben wir erstmals das LernCafé ankündigen können: das erste deutsche online-Journal bietet Ihnen die Möglichkeit, Ihre Lust am Schreiben zu erproben, Wissen zu erweitern und von der Sommer-Uni zu berichten. Sie finden Berichte unter www.lerncafe.live


Für die nächsten Tage wünsche ich Ihnen den erwarteten Wissenszuwachs, einen produktiven Austausch untereinander, viele bewahrenswerte Eindrücke und vor allem viel Freude!


Ferdinand Nowak
Vorsitzender der BERLINER AKADEMIE für weiterbildende Studien e.V.

Programm zur BERLINER SOMMER-UNI 2018

33. BERLINER SOMMER-UNI
27. August – 2. September 2018
Afrika - Herkunft und Schicksal der Menschheit
Wissenschaftliche Erkenntnisse - politische Herausforderungen
Beginn einer Reihe über vier Jahre zum Thema "Identität - Migration - Heimat"


Das Programmheft ist erschienen.
Programmheft der BERLINER SOMMER-UNI 2018
Ankündigungsfaltblatt herunterladen
Es kann auch in der Geschäftsstelle der Berliner Akademie bestellt werden.
Den Teilnehmern/-innen der letzten und vorletzten Sommer-Uni wird es routinemäßig zugesandt.


Afrika ist die Herkunft der Menschheit; die ersten Hochkulturen befanden sich im Sudan und am Nil. Unser Bild von Afrika ist häufig eher diffus als differenziert: oberflächlich, schematisch, voller Klischees geht es meist um Krieg, Krisen und Konflikte. Zum "Afrika-Jahr" 2017 legten Entwicklungs-, Wirtschafts- und Finanzministerium ihre Vorstellungen vor: Marshallplan, Pro!Afrika und Compact with Africa. Und auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos im Januar 2018 bekannte die Bundeskanzlerin ein "tiefes Interesse an Afrika" und zugleich wegen des Kolonialismus eine "tiefe Schuld gegenüber dem afrikanischen Kontinent".

Beispiele für gute Regierungsführung wie für Korruption erfordern eine ebenso offene wie kritische Betrachtung der 54 Staaten Afrikas. Mit dem Mo-Ibrahim-Preis wurden seit 2007 fünf herausragende Persönlichkeiten für Good Governance von Mosambik bis Liberia gewürdigt. Beeindruckendes Wirtschaftswachstum und Erfolge bei Demokratieentwicklung, Gesundheit und Bildung sind zu erkennen. Zugleich lassen die Verhältnisse in vielen Staaten wenig Raum für Optimismus.

Probleme wie Dürre, Armut, Krankheiten, Bevölkerungswachstum, Bürgerkriege, Flucht und Migration sind in der öffentlichen Debatte und Gegenstand internationaler Konferenzen (EU-Afrika-Gipfel, G7, G20). In der Politikberatung wirken immer wieder deutsche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit. Auch an den Berliner Universitäten wird mit Bezug auf Afrika in verschiedenen Disziplinen geforscht und gelehrt.

Die BERLINER SOMMER-UNI wird nicht nur zu den Herausforderungen Afrikas wissenschaftliche Erkenntnisse vermitteln, sondern zunächst auch darstellen, welches historische Erbe die Menschheit Afrika verdankt und welchen Reichtum an Sprachen und Kulturen, an Biodiversität und Bodenschätzen es gibt. Nur eine nachhaltige Entwicklung kann dazu beitragen, die politische, wirtschaftliche, soziale und kulturelle Misere zu überwinden und damit auch Fluchtursachen zu beseitigen.

Prof. Dr. Harm Kuper, FREIE UNIVERSITÄT BERLIN,
Fachbereich Erziehungswissenschaft und Psychologie

Ferdinand Nowak
BERLINER AKADEMIE für weiterbildende Studien e.V.


Veranstaltungsort
Freie Universität Berlin
Hörsaal 1b
Habelschwerdter Allee 45
14195 Berlin



Montag, 27.08.2018

09:00 – 09:30 Grußwort und Einführung
Univ.-Prof. Günter M. Ziegler, Präsident der Freien Universität Berlin
Ferdinand Nowak, Vorsitzender der BERLINER AKADEMIE für weiterbildende Studien e.V.

09:30 – 11:00
Out of Africa: Der genetische Ursprung der Menschheit
Prof. Dr. rer. nat. Johannes Krause, Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte, Jena

11:30 – 13:00
Afrikanische Literaturen als Weltliteratur
Prof. Dr. phil. Susanne Gehrmann, HU Berlin

14:30 – 16:00
Die plastische Kunst Afrikas und ihre Bedeutung für die Moderne
Prof. Dr. Tobias Wendl, FU Berlin

17:00
Eröffnungskonzert:
AFRIKANISCHE RHYTHMEN UND GROOVENDE MELODIEN AUS WESTAFRIKA
Abdoul Aziz Sinka und Djelifiy Sako, Berlin
Hörsaal 1b



Dienstag, 28.08.2018
Geschichte und Kolonialismus

09:00 – 10:30
Afrika und der Kolonialismus
Prof. Dr. phil. Andreas Eckert, HU Berlin

11:00 – 12:30
Zum Umgang mit sensiblen Objekten im Ethnologischen Museum, Berlin: ein deutsch-tansanischer Dialog
Dr. Lili Reyels, Kuratorin Humboldt Lab Tanzania,
Kristin Weber-Sinn, Ethnologisches Museum Berlin

14:00 – 15:30
Identität, Kunst und Theorie in der Konstruktion einer afrikanischen Identität vom Zweiten Weltkrieg bis heute
Dr. Ibou Diop, HU Berlin
Raum L113

14:00 – 15:30
Was hat(te) ein Missionswerk in Afrika zu suchen?
Pfarrer Dr. Martin Frank, Berliner Missionswerk, Berlin
Raum L115

14:00 – 15:30
Völkermord in Deutsch-Südwestafrika
Dr. Joachim Zeller, Historiker, Berlin
Raum L116

15:00 – 16:30
Kolonialismus und Nationalsozialismus – Historische Bezüge, umstrittene (Dis)Kontinuitäten und erinnerungspolitische Perspektiven
Kerstin Stubenvoll, Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz - Führung
Adresse: Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz
Am Großen Wannsee 56-58, 14107 Berlin (S-Bahn: S 1, Bus 114)
Teilnehmer: max. 30 Personen

15:00 – 16:30
Stadtrundgang DECOLONIZE BERLIN im Afrikanischen Viertel
Mnyaka Sururu Mboro, Gründungs- und Vorstandsmitglied der NGO Berlin Postkolonial e.V., Berlin - Führung
Treffpunkt: U 6 - Station: Afrikanische Straße - Nordwestausgang,
Swakopmunder Straße
Teilnehmer: max. 25 Personen



Mittwoch, 29.08.2018
Land, Bodenschätze und Konflikte

09:00 – 10:30
Bodenschätze Afrikas – Chancen, Risiken, Fehleinschätzungen und Katastrophen
Prof. Dr. Walter A. Franke, FU Berlin

11:00 – 12:30
Konflikte um den Bergbau und die Menschenrechtsverantwortung in der Lieferkette
Dr. Melanie Müller, Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), Berlin

14:00 – 15:30
Die Zukunft der Energieversorgung in Afrika
Dr. Rainer Quitzow, IASS Potsdam Institute for Advanced Sustainability Studies e.V.
Raum L115

14:00 – 15:30
Klimaschutzprojekte im Globalen Süden – was steckt dahinter?
Claudia Schonter, atmosfair gGmbH, Berlin
Raum L116

15:00 - 16:30
MYTHEN – MÄRCHEN – MAGIE
Blaue Karawane vom Mittelmeer nach Timbuktu
Mit der Erzählerin Maria Schild, Berlin
Raum L113
Musik: Cherif Hammiche, Percussion, Berlin

15:00 – 16:30
Botanische Centralstelle für die Colonien
Beate Senska, Botanischer Garten Berlin - Führung
Adresse:
Botanischer Garten und Botanisches Museum Berlin-Dahlem,
Königin-Luise-Straße 6-8, 14195 Berlin
(U-Bahn: U 3 (Dahlem-Dorf), Bus 101, X 83))
Treffpunkt: Pforte Königin-Luise-Platz
Teilnehmer: max. 25 Personen
Kostenbeitrag: 8,00 EURO

15:00 - 16:30
"Kolonialreich am Karpfenteich" – Die Erste Deutsche Kolonialausstellung von 1896 im Treptower Park
Matthias Wiedebusch, Kurator der Ausstellung, Berlin Führung
Adresse:
Museum Treptow, Sterndamm 102, 12487 Berlin
(Bus: M 11 ab Hitdorfstraße (Nähe FU, Ri. Schöneweide) bis Johannisthaler Kirche (Fahrzeit ca. 1 Stunde), ca. 175 m Fußweg)
Teilnehmer: max. 25 Personen



Donnerstag, 30.08.2018
Wirtschaftliche und soziale Entwicklung

09:00 – 10:30
Verwandtschaft als Ressource – Fallstudien zur Kindheit, Erziehung und Bildung
Prof. Dr. Erdmute Alber, Universität Bayreuth

11:00 – 12:30
Afrika in Frauenhand – Die Rolle der Frauen in Gesellschaften Afrikas
Dr. phil. Daniela Roth, München

14:00 – 15:30
Wirtschaftliche Entwicklung in Subsahara-Afrika – Zahlen und Fakten am Beispiel Ruanda und Kongo
Dr. Thomas Knaus, BMWi Berlin
Raum L115

14:00 – 15:30
Bildungsoffensive für Ost-Afrika: Persönliche Erfahrungen eines Wissenschaftlers und Stifters
Prof. Dr. Günther Schmid, FU Berlin
Raum L113

14:00 – 15:30
Sport und Freizeit in Afrika
Privatdozentin Dr. Katrin Bromber, Leibniz-Zentrum Moderner Orient (ZMO), Berlin
Raum L116)

17:00
Spurensuche in der Kalahari – Eine Reise zu dem indigenen Volk der Ju/´Hoansi
Paul Wernicke, Gründer und Leiter der Wildnisschule Hoher Fläming, Bad Belzig
Hörsaal 1b
Kostenbeitrag: 10 EURO



Freitag, 31.08.2018
Migration aus Afrika

09:00 – 10:30
"Als Paul über das Meer kam"
Dokumentarfilm über einen afrikanischen Flüchtling

11:00 – 12:30
Diskussion über Migration von Afrika nach Europa
Jakob Preuss, Regisseur des Films
Paul Nkamani, Protagonist des Films, Flüchtling aus Kamerun

14:00 – 15:30
Albert Schweitzer: Sein Leben und Wirken in Europa und Afrika
Klaus Hugler, Diakon und Ev. Religionslehrer
Raum L115

14:00 – 15:30
Knappheit, Konflikt und Kooperation: Wasser in Afrika
Tobias von Lossow, Clingendael - Netherlands Institute for International Relations/Niederlande
Raum L116

14:00 – 15:30
Workshop afrikanisch inspirierter Tanz mit Livemusik (Ngoni)
Mit Jacqueline und Alain Gauvrit, Berlin
Raum L113

14:00 – 15:30
Führung über den alten FU Campus
Nicole Putbrese, FU Berlin
Treffpunkt: Ihnestr. 21
Teilnehmer: max. 20 Personen

15:00 – 16:30
Das Afrika-Haus in Berlin
Oumar Diallo, Gründer und Leiter des Afrika-Hauses, Berlin - Führung
Adresse:
Bochumer Str. 25, 10555 Berlin (Moabit)
(U-Bahn: U 9 bis Turmstraße)
Teilnehmer: max. 25 Personen



Samstag, 01.09.2018
Politische Konzepte und Akzeptanz

09:00 – 10:30
Bedeutung Afrikas im globalen Kontext – die afrikanische und die deutsche Diskussion
Dr. Uschi Eid, Parlamentarische Staatssekretärin a.D., Präsidentin Deutsche Afrika Stiftung e.V., Berlin

11:00 – 12:30
Wirtschaftliche Zusammenarbeit, Potentiale und Perspektiven – was Afrika wirklich hilft
Privatdozentin Dr. Salua Nour, FU Berlin

12:30 – 13:00
Rückblick und Ausblick auf die 34. BERLINER SOMMER-UNI
Prof. Dr. Harm Kuper, Freie Universität Berlin
Ferdinand Nowak, BERLINER AKADEMIE für weiterbildende Studien e.V.
N.N., Universität der Künste Berlin



Sonntag, 02.09.2018
Exkursion

07:30 – 19:30
Bergbau und Rekultivierung in der Niederlausitz
(max. 100 Personen)

Berichte - Einführung zur BERLINER SOMMER-UNI 2018

33. BERLINER SOMMER-UNI 27.08. – 02.09.2018
AFRIKA – HERKUNFT UND SCHICKSAL DER MENSCHHEIT
Einführung am 27.08.2018

Eine kleine Anekdote will ich an den Anfang stellen. Es war im April 2017 - also im vergangenen Jahr - ich nahm an einer Veranstaltung des Humboldt Forum teil. Neben den Mitgliedern der Gründungsintendanz, den Herren Horst Bredekamp, Neil MacGregor und Hermann Partzinger saßen in mehreren Gesprächsrunden Expertinnen und Experten für museale Präsentation von allen Kontinenten auf dem Podium.

Zu ihnen gehörte Dr. George Abungu, Archäologe aus Kenia und Direktor des dortigen Nationalmuseums. Er richtete ruhig seinen Blick auf uns Zuhörende und sagte dann:
"Ihr seid alle Afrikaner"! Einige Sekunden verblüfftes Schweigen, dann befreiendes und verständiges Lachen.

"Die Menschheit stammt aus Afrika", so lautet der erste Satz der Einleitung in unserem Programmheft. Und unser erster Referent wird uns zum genetischen Ursprung der Menschheit mitnehmen. Migration und Anpassung, Aspekte afrikanischer Kultur bilden heute den Auftakt. Vielleicht ist der Kontinent Afrika mit seiner Geschichte auch der Ausgangspunkt althergebrachter Weisheiten.

"Das schlimmste Tier ist der Skorpion. Der schlimmste Mensch ist der Gelehrte." (Abessinien)

Fragen Sie mich nicht, welche Erfahrungen dem zugrunde liegen mögen -
unsere bei der BERLINER SOMMER-UNI sind völlig andere. Das liegt natürlich vor Allem an unseren Teilnehmerinnen und Teilnehmern, die eher die Einsicht umtreibt - und dann hierher bringt:

"Wie wenig wir wissen erkennen wir, wenn unsere Kinder anfangen zu fragen." (Afrika)

Wie kamen wir eigentlich bei der Berliner Akademie auf das Thema Afrika? Wie üblich begann unsere Themenfindung im Frühjahr des Vorjahres, also in 2017.

Und 2017 war das Afrika-Jahr - Sie erinnern sich? Entwicklungsministerium, Wirtschaftsministerium und Finanzministerium legten ihre Vorstellungen vor: Marshallplan, Pro!Afrika und Compact with Africa waren die Titel der Konzepte.

Deutschland hatte 2017 die G 20 - Präsidentschaft inne - immerhin ist Deutschland die viertgrößte Wirtschaftsmacht dieser Erde - und es ging bei Afrika um Fragen der Förderung eines wirtschaftlichen Aufschwungs, des Ausbaus der Infrastruktur und des Bildungs- und Gesundheitssystems, Fragen der Minderung der Folgen des Klimawandels und einer guten Regierungsführung, um die Bekämpfung der Fluchtursachen. Die Bundeswehr stellte sich der Herausforderung des Mali-Einsatzes. Thema waren auch die Genozid-Gespräche mit Namibia, zwischen 1904 und 1908 wurden in Deutsch-Südwestafrika über 75.000 Menschen aus den Volksgruppen der Herero und der Nama umgebracht.

Die Bundeskanzlerin bekannte im Januar 2018 ein "tiefes Interesse an Afrika" und zugleich wegen des Kolonialismus eine "tiefe Schuld gegenüber dem afrikanischen Kontinent". Da hatten wir unsere Entscheidung für das Thema der Sommer-Uni schon längst getroffen.

In der Öffentlichkeit ist das Bild von Afrika häufig eher diffus als differenziert: so erscheint es dann oberflächlich, schematisch, voller Klischees es geht meist um Krieg, um Krisen und um Konflikte.

Lassen sie mich für diese Einschätzung ein kleines Beispiel nennen. Helmut Schmidt, Alt-Bundeskanzler und Welt-Ökonom, veröffentlichte im Jahr 1998 ein kleines Bändchen zum Thema "Globalisierung - politische, ökonomische und kulturelle Herausforderungen" (Düsseldorfer Vorlesungen). In seiner beeindruckenden Gesamtschau finden sie die USA, Kanada und Japan, die Nachfolgestaaten der Sowjetunion ebenso wie Mexiko und Süd-Korea, natürlich europäische Staaten ebenso wie südamerikanische - aber was sie vergeblich suchen werden ist der afrikanische Kontinent. Nur an einer Stelle wird Afrika genannt: wenn es um religiös-ethnische Konflikte und deren weltpolitische Bedeutung geht.

Mit dieser Sommer-Uni wollen wir dem bewußt Etwas entgegensetzen und Möglichkeiten schaffen, die angerissenen Themen und Aspekte zu vertiefen.

Ein weiterer Grund für unsere Themenfindung war, unserer Zusammenarbeit mit den vier Berliner Universitäten einen thematischen Bogen für einen Zeitraum von vier Jahren zu geben. Mit unserem Wissenschaftlichen Beirat, den Professorinnen und Professoren Harm Kuper (FUB), Aiga von Hippel (HUB), Annette Mayer (TUB), Johannes W. Erdmann (UdK), die als Vertreter der Wissenschaft unsere Arbeit konstruktiv begleiten, kamen wir zu der Setzung "Identität - Migration - Heimat". Dieses Jahr bildet den Auftakt.

Lassen sie mich noch einige Anmerkungen zu unsrem Programm machen. Der morgige Tag wird uns Gelegenheit zur Beschäftigung mit Geschichte und Kolonialismus geben.
Ressourcen - Fluch oder Segen beschäftigt uns am Mittwoch: Eisenerze, Diamanten, Gold, Mineralien, Öl und Gas. Und es gibt ein neues Thema "Konflikte um Ressourcen und soziale Bewegungen in Afrika" - mit diesem Focus auf soziale Bewegungen läßt sich für uns ein weiterer Aspekt einbeziehen.

Wirtschaftliche und soziale Entwicklungen haben zentrale Bedeutung für Afrikas Zukunft. Übrigens hier eine weitere Weisheit, diesmal aus Burundi:
"Die Zukunft gehört keinem".
Und der Donnerstag ist den Themen Kindheit, Erziehung und Frauen in den Gesellschaften Afrikas gewidmet. Deswegen will ich die uns wohl bekannteste afrikanische Weisheit zitieren:
"Um ein Kind zu erziehen, braucht es ein ganzes Dorf".

Der Freitag bietet ein Programm, wie wir es wohl noch nie auf einer Sommer-Uni hatten: ein bewegender Film, ein bewegendes Schicksal, zwei Menschen, der Regisseur Jakob Preuss und der Protagonist Paul Nkamani, die uns etwas zu sagen haben.

Fragen nach politischen Konzepten und Akzeptanz bilden am Samstag den Ausklang. Vielleicht passt hier eine Weisheit aus dem Sudan:
"Wer vielen Herren dient, bekommt viele Orden und viele Fusstritte".

Wie in jedem Jahr wird am Sonntag eine Exkursion den Abschluss der Sommer-Uni bilden. Die Niederlausitz ist unser Ziel, dort entsteht mit der Rekultivierung in der Nachfolge des Braunkohleabbaus die größte Seenlandschaft Europas.

Wir können die Abraumförderbrücke F60 besichtigen, die mit 11.000 Tonnen Stahl eine der größten gewerblichen Arbeitsmaschinen der Welt ist und auch "der liegende Eiffel-Turm der Lausitz" genannt wird. Oder sie nehmen an einer Führung am Bergheider See teil.

Wir hatten bei der Planung des Programms wirklich nicht die Absicht, tagesaktuell zu agieren. Doch wenn sie die Spiegel-Ausgabe dieses Wochenendes in die Hand nehmen, dann lesen sie den Aufmacher "Wer darf rein? Die richtige Flüchtlingspolitik - ein Plädoyer" und in dem Artikel geht es um gute Migrationspolitik. Empfohlen wird ein Perspektivwechsel: "von der Politik zu den Betroffenen vor Ort". Prägnanter lässt sich das nicht sagen.

Wenn sie jetzt den Eindruck gewonnen haben, auf unserer Sommer-Uni werden die großen Fragen der Menschheit behandelt, dann liegen Sie gewiss nicht falsch: die Menschen und ihre Geschichte, von den Anfängen bis zur Gegenwart, der Kampf um Rohstoffe und die Erhaltung unserer Natur, Krieg und Unterdrückung ebenso wie helfende Hände und Empathie, Wanderungsbewegungen, Freiheit und Heimat: seien Sie neugierig, was das Programm der nächsten Tage uns bringen wird!

Ferdinand Nowak

Berichte - Nachbetrachtung zur BERLINER SOMMER-UNI 2017

32. BERLINER SOMMER-UNI Nachbetrachtung - Eine Rückschau

Die 32. BERLINER SOMMER-UNI wurde gemeinsam mit der Humboldt-Universität zu Berlin in der Zeit vom 28. August bis 3. September 2017 veranstaltet. Die vielen und auch vielfältigen Themen, die von den Referentinnen und Referenten so fundiert und umfassend, zum Teil auch unterhaltsam, aber immer kompetent behandelt wurden, lohnen weitere Beschäftigung und weiteres Nachdenken. Uns wurde ein fulminanter historischer Einstieg zu menschlicher Innovationskraft von Hermann Parzinger geboten, der zu den grundlegenden Kulturtechniken Schrift und Zahl, also Schreiben und Rechnen, führte.

Bei den Materialien fehlte uns wegen der Erkrankung des Referenten der Eisenbeton, doch wir wurden reich entschädigt durch Materialforschung und -prüfung. Das Forum Romanum haben wir virtuell besucht und wir lernten die Wissensallmende als sozialen Kommunikationsraum kennen. Universitätssammlungen quer durch Deutschland wurden von uns bereist und wir kamen zum Lautarchiv der HUB - am Nachmittag auch real.

Wir vertieften uns in Biografisches Kapital und lernten Recht als Maßstab aller Dinge auch bei Urhebern kennen. Zum Abschluss blickten wir ins Humboldt Labor und ließen uns von Franco Stella durch das Humboldt Forum führen.

Die Nachmittage boten ein vielfältiges Kaleidoskop, einschließlich eines Orgelkonzerts und eines Kabarettprogramms, und die Exkursion nach Wolfenbüttel sowie Braunschweig den sonntäglichen Reisehöhepunkt.

Ferdinand Nowak
Vorsitzender

Nachbetrachtung zur BERLINER SOMMER-UNI 2017

Rückblick – Samstag, den 2. September 2017

Sehr geehrte Teilnehmerinnen und Teilnehmer, es ist mir eine Ehre und eine Freude, Sie am letzten bzw. vorletzten Tag der 32. Berliner Sommer-Universität wieder begrüßen zu dürfen und Sie diesmal zu einem Rückblick einzuladen.

Dies wird nicht einfach, denn seit diesem Montag haben Sie sich mit dem Thema Material – Wissen – Kultur ausführlich und in so vielfältiger Art und Weise beschäftigt: interdisziplinär, multiperspektivisch, durch die Teilnahme an Vorlesungen, Anschlussdiskussionen und zahlreichen Führungen. Es ist seitdem eine Menge passiert – die Veranstaltungen lieferten neues Wissen, zahlreiche Impulse sowie Denkanstöße und bestimmt viele neue, noch offene Fragen.

Es macht deshalb aus meiner Sicht keinen Sinn, eine inhaltliche Zusammenfassung von all dem zu machen.

  • Zum einen würde das bedeuten, die vielen Facetten des Themas Material – Wissen – Kultur und dessen Komplexität punktuell zu reduzieren – wo doch eine der Stärken der Sommer-Uni gerade im Eröffnen zahlreicher neuer Perspektiven auf ein und dasselbe Thema liegt.
  • Zum anderen wäre es aus einem weiteren Grund nicht sinnvoll: die Sommer-Uni ist nicht gleich zu stellen mit einer Reihe von Wissen und Forschungsbefunden, mit denen man sich beschäftigt hat. Sie ist viel mehr als das, nämlich vor allem ein Prozess. Ein Weiter-Bildungs-Prozess, wenn man will, der größer ist und mehr beinhaltet, als die Summe der Inhalte und Themen, mit denen Sie sich über die Woche beschäftigt haben.
  • Eher darauf möchte ich den Fokus in diesem Rückblick richten.

Teilnehmende, EB, ERGEBNISSE UMFRAGE 2013

Mehr als 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben sich in diesem Jahr für die Sommer-Uni angemeldet. Manche von Ihnen nehmen zum ersten Mal teil, andere besuchen die Sommer-Uni regelmäßig oder sind nach mehreren Jahren wieder gekommen. Dass die Sommer Uni noch mehr als Wissen bietet, durften Sie bestimmt erfahren – sie bietet auch eine wichtige Begegnung – mit der Wissenschaft, mit Forscherinnen und Forschern – aber nicht weniger wichtig – auch eine Begegnung untereinander.

Ich denke, man kann die Bedeutung dieser Funktion der Sommer-Uni nicht genug hervorheben. Mittlerweile belegen Befunde aus Emotions- und Erwachsenenbildungsforschung die zentrale Bedeutung der Beziehung für die Lernfähigkeit, auch im erwachsenen Alter. Wir brauchen also ein Gegenüber, wir brauchen die Gespräche, die Diskussionen, und einander, um uns in einen förderlichen Raum zu begeben, sich mit einem bestimmten Thema interessiert zu beschäftigen und sich dadurch ein Stück weiter zu entwickeln. Aus diesem Grund – weil die Sommer-Uni genau das zu bieten vermag, können wir sie auch als „soziales“ Kapital sehen – genauso wie alle anderen Bildungs-Praktiken, die eine ähnliche Interaktion ermöglichen.

Sie wurden gestern und heute gebeten, einen Fragebogen auszufüllen als Rückmeldung aus Ihrer Sicht zur Sommer-Uni. Es ist ein ähnlicher Fragebogen wie schon 2013 hier an der HU.

Die 2013 im Rahmen der 28. Berliner Sommer-Uni, ebenfalls an der HU, an meiner Abteilung Erwachsenenbildung/Weiterbildung von Frau Prof. Gieseke durchgeführte Umfrage zeigt, dass viele TN gezielt Vorträge zu Themen der Sommer-Universität auch in anderen Weiterbildungsveranstaltungen und -Einrichtungen besuchen. Z.B. als Gasthörerinnen und Gasthörer an den Universitäten, an den VHS, Akademien, an der Urania um nur einige zu nennen. Und ein weiteres interessantes Ergebnis: die Teilnehmenden diskutieren häufig nicht nur mit den anderen Teilnehmenden über die Themen der Sommer-Uni, sondern auch mit Freunden und Bekannten außerhalb der Sommer-Uni.

Wir sehen also, dass Erwachsenenbildung – mithin das, was Sie hier bei der Sommer-Uni machen – nicht isoliert, sondern in Wechselwirkungen zwischen Lernenden und Lehrenden an unterschiedlichen Institutionen stattfindet und zur Bildung über die Lebensspanne beiträgt. Die durchgeführte Umfrage zeigt zugleich, dass die meisten Teilnehmenden vom Erwerb neuen Wissens im Rahmen der Sommer-Uni profitieren. Dabei interessieren sich die Teilnehmenden vor allem für Inhalte, die auf aktuellen Forschungsbefunden basieren und anspruchsvoll präsentiert werden. Ihre Komplexität soll dabei begreifbar gemacht werden.


HU GASTGEBERIN

An dieser Stelle möchte ich meiner Freude Ausdruck geben, dass die Humboldt-Universität in diesem Jahr zum siebten Mal Gastgeberin der Berliner Sommer-Uni sein durfte. Forschungsergebnisse und aktuelle Diskurse einer breiten Öffentlichkeit und Kreisen außerhalb der jeweiligen akademischen Gemeinschaften zugänglich zu machen, ist für jede Hochschule eine wichtige Aufgabe. Die Humboldt-Universität konnte zur 32. Berliner Sommer-Uni in vielfältiger Weise beitragen durch die inhaltliche Mitgestaltung des Programms, durch Referentinnen und Referenten, durch Führungen in Sammlungen und den Unigebäuden.


THEMA AFRIKA

Im kommenden Jahr findet die Berliner Sommer-Uni, diesmal in Kooperation mit der Freien Universität zum 33. Mal statt und widmet sich dem Thema Afrika. Sie soll neben historischkulturell-wissenschaftlichen Betrachtungen auch aktuelle Herausforderungen beleuchten.

Für die Humboldt-Universität spielt das Thema der nächsten Sommer-Uni ebenfalls eine besondere Rolle, denn die Universität hat mit Afrika Einiges zu tun:

  • ein ganzes Institut beschäftigt sich in regionalen Studien mit den soziokulturellen und wirtschaftlichen Räumen Afrikas und Asiens;
  • zahlreiche Gastwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler, die aus unterschiedlichen Ländern Afrikas kommen, bereichern die Lehre an verschiedenen Lehrstühlen der Humboldt-Universität;
  • bilaterale universitäre Abkommen sichern den internationalen akademischen Austausch zwischen der Humboldt-Universität und Universitäten afrikanischer Länder;
  • Nicht zuletzt stellt die Provenienz-Forschung zahlreiche wichtige Anknüpfungspunkte zu Afrika, zu den Menschen, Sprachen, Religionen, Kulturen und Ländern dieses vielfältigen Kontinents dar. Aber nicht nur die Humboldt-Universität hat viel mit Afrika zu tun. Auch Bildung und Erwachsenenbildung selbst hat etwas damit zu tun – und zwar in vielerlei Hinsicht. Auf zwei Aspekte gehe ich kurz ein:

Eine erste Verknüpfung besteht zwischen dem Thema und dem Lernmodus, der für die Erwachsenenbildung so bestimmend ist – das Deutungslernen. Wir wissen schon seit mehreren Jahrzehnten, dass Erwachsenenlernen Deutungslernen bedeutet. Das heißt: man lernt, neben alten inneren Bildern, die man sich vor langer Zeit über Sachverhalte, Menschen oder Gruppen von Menschen und über sich selbst gemacht hat - man lernt neben diesen bereits stabilen Bildern neue Bilder zuzulassen, die manchmal kontrovers sein mögen und Widersprüche erzeugen können. Als Ergebnis von Deutungslernen bestätigen oder verändern sich unsere inneren Bilder, unsere so genannten Deutungsmuster, die unsere Sicht auf die Welt prägen. Indem wir alte Bilder freiwillig und selbstverantwortlich revidieren, weil wir im Lernprozess entdeckt haben, dass sie unserer aktuellen, heutigen Identität sowie unserem Wissensstand besser entsprechen – indem wir das tun, entwickelt sich unsere Persönlichkeit ein ganzes Leben lang.

Wo ist nun die Verbindung zu Afrika? Nur beim Hören dieses Namens haben wir Assoziationen – innere Bilder, die unsere Sicht zum Thema prägen. Die Auseinandersetzung mit der Geschichte und der Gegenwart des Kontinents Afrika, aber auch mit seiner Beziehung zu Europa und Deutschland, die Auseinandersetzung bei der Sommer-Uni bietet genau das – eine Möglichkeit unsere inneren Bilder – seien diese individuell oder kollektiv – zu erfassen, zu aktualisieren und anzupassen oder manche oder andere davon gar zu verabschieden, und auch Platz für neue Bilder zu machen.

Eine weitere Verknüpfung besteht zwischen Afrika und dem Thema Bildung selbst – Bildung in all ihren Dimensionen. Denn Bildung stellt eine wichtige Perspektive auf und für Afrika dar – eine Ressource, wenn man will, die es zu fördern gilt. Denn neben vielem anderem, hängen beispielsweise Existenzsicherung, Bevölkerungsentwicklung und gesundheitliche Vorsorge auch von Bildung ab.

Noch viel kann man zu diesem Thema sagen, doch ich möchte nicht vorgreifen.

Dazu sagt Herr Nowak bestimmt gleich mehr.


DANK

Bevor ich ihm das abschließende Wort übergebe, möchte ich mich für die gute Zusammenarbeit bei der 32. Berliner Sommer-Uni bedanken:

  • Innerhalb meiner Universität, der HU, möchte ich mich für zahlreiche Unterstützung bedanken ...:
    • für die Räumlichkeiten, technische Ausstattung und Pressearbeit
    • für die inhaltliche Mitgestaltung und Planung; insbesondere Herrn Prof. Schäffner und seinem Team
    • bei Frau Prof. Obergfell für Begrüßung und Vortrag
    • bei Frau Prof. Kunst für die Übernahme der Schirmherrschaft
    • Bei allen Referentinnen und Referenten von der HU und anderen Institutionen, die ihre Expertise so großzügig geteilt haben
    • bei Frau Thamm als studentische Mitarbeiterin und insbesondere bei meiner Mitarbeiterin Frau Garelova für die Unterstützung der Organisation und der Kommunikation
  • Ich danke sehr herzlich dem Vorstand der Berliner Akademie Herrn Nowak, Herrn Klose, Herrn Brodersen, Frau Romberg, Frau Weiß
  • für die gute Kooperation und allen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern ohne deren Einsatz die Sommer-Uni so nicht möglich gewesen wäre!
  • Und ich danke Ihnen, allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern für Ihr Kommen und Ihr Interesse, das Sie einbringen!

Teilnehmende + Planung = Erwachsenenbildung

Herzlichen Dank!

Prof. Dr. Aiga von Hippel

Programm zur BERLINER SOMMER-UNI 2017

32. BERLINER SOMMER-UNI fand vom 28. August bis 3. September 2017 statt
"Material - Wissen - Kultur zur Diskussion um das Humboldt Forum" lautete das Thema.
Die SOMMER-UNI behandelte grundlegende Fragen: Von der frühen Menschheitsgeschichte und den ersten Symbolsystemen über die Bedeutung der Materialien für die gesellschaftliche und technische Entwicklung bis zu unserer heutigen digitalen Welt. Es ging um eine neue Rolle von Museen und Sammlungen in der öffentlichen Diskussion.
Den thematischen Schwerpunkt bildete das Humboldt-Forum als künftigen Ort für Kunst, Kultur, Wissenschaft und Bildung mit seinem Anspruch auf Einzigartigkeit. Die Humboldt-Universität zu Berlin gehört gemeinsam mit der Stiftung Preußischer Kulturbesitz mit den Staatlichen Museen zu Berlin und der Stiftung Stadtmuseum für das Land Berlin der Gründungsintendanz an.

Hier finden Sie die Fotos der 32. BERLINER SOMMER-UNI

Verse und Gedichte zur 32. BERLINER SOMMER-UNI

Programm der 32. BERLINER SOMMER-UNI


Verse und Gedichte zur BERLINER SOMMER-UNI 2017

32. Berliner Sommer-Uni 2017
Verse und Gedichte
ausgewählt von Traugott Klose


zum 1. Tagesthema "Geschichte von elementaren Kulturtechniken"

Vortrag Prof. Dr. Frank Kammerzell über
"Die Entstehung von Schrift im späten 4. Jahrtausend v. Chr."

Umgangssprachlich heißt es bei uns bis heute "Wer schreibt, bleibt"
und eine alte chinesische Weisheit lautet: "Die blasseste Tinte ist besser als das beste Gedächtnis."

Vortrag Dr. Karin Reich über
"Mathematische Glanzleistungen der Griechen und die Praxis des Rechnens in der Antike und danach"

Hans Magnus Enzensberger (1929)
"Die Mathematiker" Aus: Zukunftsmusik

Wurzeln, die nirgends wurzeln,
Abbildungen für geschlossene Augen,
Keime, Büschel, Faltungen, Fasern:
diese weißeste aller Welten
mit ihren Garben, Schnitten und Hüllen
ist euer Gelobtes Land.

Hochmütig verliert ihr euch
im Überabzählbaren, in Mengen
von leeren, mageren, fremden
in sich dichten und Jenseits-Mengen.

Geisterhafte Gespräche
unter Junggesellen:
die Fermatsche Vermutung,
der Zermelosche Einwand,
das Zornsche Lemma.

Von kalten Erleuchtungen
schon als Kinder geblendet
habt ihr euch abgewandt,
achselzuckend,
von unseren blutigen Freuden.

Wortarm stolpert ihr,
selbstvergessen,
getrieben vom Engel der Abstraktion,
über Galois-Felder und Riemann-Fläche,
knietief im Cantor-Staub,
durch Hausdorffsche Räume.

Dann, mit vierzig, sitzt ihr,
o Theologen ohne Jehova
haarlos und höhenkrank
in verwitterten Anzügen
vor dem leeren Schreibtisch,
ausgebrannt, o Fibonacci,
o Kummer, o Gödel, o Mandelbrot,
im Fegefeuer der Rekursion.


Zum 2. Tagesthema "Materialien und Gesellschaft"

Leider fiel der Vortrag von Prof. Dr. Uwe Fraunholz wegen Krankheit aus:
"Materialien in der Technikgeschichte – das Beispiel Eisenbeton"

Lyrisches zu diesem Thema findet man bei Eugen Roth (1895-1976). In seinem Gedicht "Realitäten" geht es um schöne, aber unbequeme alte Bauten und um technische Neuerungen. Der Schluss lautet dann:

Vor unsern Augen geht zur Stunde
der Rest der alten Welt zugrunde,
die freilich lange schon am Kränkeln.
Nicht viel wird bleiben unsern Enkeln.
Was schadet’s wohl? Die denken schon
in Glas voraus und Stahlbeton.

Vortrag Prof. Dr. Manfred Hennecke über
"Werkstoffe: Grundlage aller Technologien"

Der Dichter und Philosoph Titus Lucretius Carus hat ein berühmtes langes Lehrgedicht in Hexametern, also so wie Homer geschrieben und er beruft sich auch auf alte Griechen, die 200 Jahre vor ihm gelebt haben (Epikur, Demokrit…) Schon damals hat man etwas von chemischen Elementen und Stoffumwandlung, also von Chemie, geahnt. Entdeckt hat man diese Schrift erst wieder in der Renaissance, in einem deutschen Kloster (Fulda?):

Titus Lucretius Carus (vermutlich zwischen 99 und 94 v. Chr. - vermutlich um 55 v. Chr.)
De rerum natura - Über die Natur der Dinge

Leihe mir jetzt ein offenes Ohr, mein Gajus, und widme
aller Sorgen entledigt den Geist der Erkenntnis der Wahrheit.
(...)
(Denn ich will) von dem Himmelssystem und dem Wesen der Götter
völlig den Schleier (weg) ziehen und der Welt Elemente (dich) lehren.
Denn aus ihnen erschafft die Natur und ernähret und mehret
alles; auf diese zuletzt führt sie alles wieder zurücke,
wenn es vergeht. Wir nennen sie Stoffe und Keime der Körper
oder die Samen der Dinge nach unserer Lehre Bezeichnung.
Oder wir sprechen wohl auch von ihnen als Urelementen,
weil aus ihnen zuerst ein jegliches wurde gebildet.

Zum 5. Tagesthema "Biographisches Kapital und geistiges Eigentum"

Vortrag Prof. Dr. Jochen Brüning über
"Hermann von Helmholtz – Leistung und Wirkung des letzten "Naturforschers""

Zum Übergang das Gedicht eines anderen berühmten Naturforschers:
Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)

Freudig war vor vielen Jahren
eifrig so der Geist bestrebt
zu erforschen, zu erfahren,
wie Natur im Schaffen lebt.
Und es ist das ewig Eine,
das sich vielfach offenbart:
Klein das Große, groß das Kleine,
alles nach der eignen Art.
Immer wechselnd, fest sich haltend,
nah und fern und fern und nah.
So gestaltend, umgestaltend –
Zum Erstaunen bin ich da.

Programm zur BERLINER SOMMER-UNI 2016

31. BERLINER SOMMER-UNI an der TU Berlin 29.8. – 4.9.2016
"ZUKUNFT DER STADT - Herausforderungen für Gesellschaft und Wissenschaft"

Die Menschheitsgeschichte ist eng verbunden mit der Entstehung und Weiterentwicklung von Städten; welt-weit lebt hier ein immer größerer Anteil der Bevölkerung.

Der mit der Verstädterung einhergehende steigende Verbrauch an Ressourcen und die bisherige Belastung der Umwelt dürfen so nicht fortgesetzt werden, denn ein "Weiter so" nimmt künftigen Generationen ihre Chancen und gefährdet gar ihr Überleben. Auf dem Weg zur Nachhaltigkeit sind Städte gefordert, zukunftsfähige Antworten zu finden und unsere Lebensqualität zu verbessern.

Der 1992 eingesetzte Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) hat zur stetig wachsenden Urbanisierung im April 2016 sein Hauptgutachten „Der Umzug der Menschheit: Die transformative Kraft der Städte“ vorgelegt. Der Vorsitzende des WBGU, Prof. Dr. Dirk Messner, wird zu Beginn der 31. Berliner Sommer-Uni die wesentlichen Ergebnisse vorstellen.

Seit Langem wird in der Wissenschaft, gerade auch an der TU Berlin, zu dieser Entwicklung geforscht. Auf allen Kontinenten werden Smart City-Konzepte entwickelt. Im Mittelpunkt steht dabei häufig der technologische Aspekt, gleichwohl sind auch Fragen nach Lebens-verhältnissen und stadtplanerischen Konzepten, nach Ver- und Entsorgung und Ökobilanzen, nach Mobilität und Grün in der Stadt zu stellen.

Bürgerinnen und Bürger, Politik und Verwaltung sind deshalb gefordert, gemeinsam ihre Stadt zu gestalten. Gefragt sind Antworten für eine lebenswerte Stadt – dazu möchte die 31. Berliner Sommer-Uni beitragen.

Ferdinand Nowak
BERLINER AKADEMIE für weiterbildende Studien e.V.

Dr. Gabriele Wendorf
TU Berlin, Zentrum Technik und Gesellschaft (ZTG)

Montag, 29.08.2016

09:00
Eröffnung der 31. Berliner Sommer-Uni
Prof. Dr. Christian Thomsen, Präsident TU Berlin
Ferdinand Nowak, BERLINER AKADEMIE
Geschichte der Stadt, Urbanisierung

09:30
(Re-) Orientierung: Historische Perspektiven auf die Stadt von heute
Dr.-Ing. Celina Kress, TU Berlin

11:30
Der Umzug der Menschheit: Die transformative Kraft der Städte
Prof. Dr. Dirk Messner, WBGU Berlin/Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE), Bonn

14:30
Migration und urbane Transformation
Prof. Dr. Felicitas Hillmann, TU Berlin/Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung, Erkner

Dienstag, 30.08.2016
Wohnungsversorgung und Lebensverhältnisse

09:00
Transformation der Städte – Anforderungen an nachhaltige Stadtplanung
Prof. Elke Pahl-Weber, TU Berlin

11:00
Warum Harmonie problematisch ist – Soziologische Perspektiven auf das Zusammenleben in der Stadt
Prof. Dr. Lars Meier, TU Berlin

Mittwoch, 31.08.2016
Ökologischer und ökonomischer Umgang mit Ressourcen

09:00
Städte als Agenturen für Nachhaltigkeit
Prof. Dr. Jürgen P. Kropp, Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung – PIK

11:00
Urban Metabolism – Rohstoffkreisläufe in der Stadt
Prof. Dr.-Ing. Vera Susanne Rotter, TU Berlin

Donnerstag, 01.09.2016
Mobilität und Nachhaltigkeit

09:00
Integrierte Verkehrssysteme – technische Vision oder politische Herausforderung
Prof. Dr. Oliver Schwedes, TU Berlin

11:00
Risiken und Nebenwirkungen von Mobilität – Neue Rezepte
Prof. Dr. Andreas Knie, Innovationszentrum für Mobilität und gesellschaftlichen Wandel (InnoZ) GmbH

Freitag, 02.09.2016
Antworten für eine lebenswerte Stadt

09:00
Berlin – smart city und smart citizens. Konzepte Berlins und anderer Metropolen
Barbara Berninger, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt

11:00
Urbane Landwirtschaft – die produktive Komponente im stadtregionalen Nahrungssystem
Prof. Undine Giseke, TU Berlin

Sonnabend, 03.09.2016
Stadt verwalten – Stadt gestalten

09:00
Der Charme der Insel – Verantwortungspartner im Mierendorff-Kiez
Dr.-Ing. Bernd Stary, Rolf Mienkus, insel-projekt.berlin

11:00
Bürger können mehr als wählen – Bürgerschaftliche Mitverantwortung für die Stadtentwicklung
Stefan Richter, Stiftung Zukunft Berlin

12:30
Rückblick und Ausblick auf die Berliner Sommer-Uni 2017
Dr. Gabriele Wendorf, TU Berlin
Ferdinand Nowak, BERLINER AKADEMIE
Vertreter/in der Humboldt-Universität zu Berlin

Sonntag, 04.09.2016
Exkursion Lutherstadt Wittenberg

Nachbetrachtung zur BERLINER SOMMER-UNI 2015

Rückblick auf die 30. BERLINER SOMMER-UNI 31.8. – 6.9.2015
in der Universität der Künste Berlin

MENSCH ENTWICKLE DICH
Kultur, Kunst und Spiel

Unter diesem Rahmenthema fand die BERLINER SOMMER-UNI in der Universität der Künste Berlin mit insgesamt 257 Teilnehmer /-innen statt. Nach der Begrüßung durch den Universitätspräsidenten Prof. Martin Rennert wurde bei der Eröffnung zunächst an das Jubiläum "30 Jahre BERLINER SOMMER-UNI" erinnert (siehe gesonderter Bericht).


Es gab wieder sechs Tagesthemen, zu denen jeweils zwei (am ersten Tag drei) Plenarvorträge gehalten wurden. An vier Nachmittagen standen jeweils vier thematisch ergänzende Nachmittagsveranstaltungen zur Auswahl. Zum Abschluss des ersten Tages musizierten für uns hochtalentierte Kinder und Jugendliche aus dem Frühförderprogramm (Julius-Stern-Institut) der Universität im Eröffnungskonzert " Junge Klassik". Am dritten Abend präsentierte sich der ebenfalls zur Universität gehörende Staats-und Domchor mit einer öffentlichen Chorprobe in Vorbereitung seines Jubiläums (550 Jahre). Für den folgenden Abend war im Deutschen Theater der Besuch einer neuen Theaterproduktion vereinbart, zum Thema "Leben und Sterben in Würde", gespielt von drei Frauen aus drei verschiedenen Kulturkreisen und Sprachen.


"Kulturgeschichte des Menschen":

Der Vortrag des Archäologen Prof.Dr.Wolfram Schier behandelte die Frage, wie und wo kulturelle Innovationen in der frühen Menschheitsgeschichte zustande gekommen sind. Es lässt sich an vielen Beispielen zeigen, dass die Entwicklung in Schüben verlief, sie in bestimmten Regionen anfing, es aberauch immer wieder Rückschritte gab. Die Entwicklung hat viele Ursachen und Motive: ökonomische, soziale, ökologische, aber auch kulturelle, religiöse, spielerische. Es ist nicht Not, die erfinderisch macht.

"Bilder des Menschen", ihre Entstehung, Funktionsweise, Bedeutung/Macht im Verlauf der Geschichte waren das Thema des Anthropologen Prof.Dr.Christoph Wulf. Imagination erzeugt zu einem erheblichen Teil die Welt des Menschen. Er sieht sich zunächst nur als Teil einer von Mythen geprägten Welt, erst sehr spät in der Geschichte sieht er sich als ein Gegenüber zur Welt. Heute gehe es um gemeinsame Vorstellungen vom Menschen in der Weltgesellschaft, etwa im Rahmen der Entwicklungsziele der Vereinten Nationen.

Das Spiel hat in der kindlichen Entwicklung eine zentrale Bedeutung ("ist überlebens-notwendig") und ist eine schöne "humane Möglichkeit". Es kann zu Kunst werden, wenn es auf ein Werk oder einen Prozess/ eine Aufführung ausgerichtet ist. Das war das Thema des Musikwissenschaftlers Prof.Dr.Hanns-Werner Heister.


"Kultur und Multikulturalität"

Spiel, Kult, Mythos, Religion - Begriffsklärungen dazu und Vorstellungen davon, wie Kulturerscheinungen entstehen und zusammenhängen, behandelte der Vortrag des Religionswissenschaftlers Dr.Mario Bührmann. Wichtig sei, dass schöpferische Vorgänge zu Erlebnissen und Ergriffensein führen.

Der Kommunikationswissenschaftler Prof.Dr.Lutz Huth analysierte ausgehend von Alltagsbeobachtungen über kulturelle Unterschiede, wie diese mit Sozialstrukturen und Funktionssystemen zusammenhängen und plädierte für Gelassenheit im Umgang damit.


"Spielräume der Künste"

Die Musiktherapeutin Prof.Dr.Susanne Bauer stellte mit schöner musikalischer Begleitung sehr anschaulich und einfühlsam dar, wie Musik auf Körper, Geist, Seele wirkt: von den frühen Kindheitserfahrungen bis zum Einsatz in der Therapie von Krankheiten und beim Umgang mit Behinderungen.

"Nur wenn er spielt, ist er ganz Mensch". Das Schillerzitat hatte sich eigentlich Prof.Dr.Peter Rummenhöller als Überschrift für seinen angekündigten Vortrag ausgewählt. Da er wegen Krankheit absagen musste, führten an seiner Stelle Prof.Dr.Hanns-Werner Heister und der Musiker Henning Wehmeier ein erheiterndes Zwiegespräch mit praktischen Vorführungen über Spiel und Kunst, über die menschliche Stimme und den Bau und die Rolle von Musikinstrumenten.


"Kunst – Spiel – Sinn"

Die Kunstdidaktikerin Prof.Dr.Ana Dimke berief sich auf die politische Philosophin Hannah Arendt als sie dafür plädierte, mit Kunst den Lebenssinn zu bedenken und zu handeln, das heißt aktiv am politischen Leben teilzunehmen. "Kunst muss besprochen werden."

"Künstler sind Spieler", sie wollen einen bestimmten Habitus entwickeln und damit Erfolg haben. Der Kulturhistoriker Prof.Dr.Wolfgang Ruppert stellte am Beispiel von Joseph Beuys, Martin Kippenberger und Chistoph Schlingensief vor, wie zeitgenössische Künstler ihr künstlerisches Ego entwickelt und in der Öffentlichkeit präsentiert haben.


"Spiel und Medien"

In der Ausbildung von Studierenden der Wirtschafts- und Gesellschaftskommunikation ist es wichtig, diesen Argumentationsstrategien und rhetorische Kunstgriffe beizubringen. Prof.Klaus Gasteier und Daniela Kuka führten vor, wie sich dafür Spielen als Methode eignet, wie man Antworten auf Fragen antizipieren und damit Konversation programmieren kann.

Die Politikwissenschaftlerin Prof.Dr.Jeannette Hofmann zeigte an mehreren erschreckenden Beispielen wie der Datenhunger ("Big Data", "Datification") alle gesellschaftlichen Bereiche durchzieht und welche Motive und Interessen diese Entwicklung antreiben.


"Spiele, Geschäft und Macht"

Der Informatiker Prof.Dr.Carsten Busch berichtete über Untersuchungen zur Nutzung von Medien und Computerspielen in Deutschland. Das menschliche Bedürfnis nach Geselligkeit sei aber immer noch so stark, dass neue interaktive Technologien und Computerspiele dies nicht verdrängen.

Im abschließenden Vortrag des Kommunikationswissenschaftlers Prof.Dr.Jürgen Schulz ging es um strategische Kommunikationsplanung in Geschichte und Gegenwart und wie Entscheidungsprozesse ("Kriegsspiele") in Wirtschaft und Gesellschaft theoretisch erklärt werden können.

Die Exkursion am letzten Tag der SOMMER-UNI führte nach Cottbus (mit 98 Personen), um dort gemeinsam Kunst und Kultur zu entdecken. Es gab Führungen im Jugendstil-Staatstheater und im neuen Kunstmuseum Dieselkraftwerk und schließlich im Schloss und Park Branitz des Fürsten Pückler.


Die UdK Berlin hat uns mit dem großen Konzertsaal in der Bundesallee und den nicht weit entfernten Seminarräumen und dem Café im Hause gute Arbeits- und Aufenthaltsbedingungen und technische Unterstützung gegeben. Dafür sind wir sehr dankbar. Zu danken ist insbesondere auch unserem langjährigen Beiratsmitglied Prof. Johannes W.Erdmann, der in der UdK Berlin einen ganz wesentlichen Teil der Planung und Vorbereitung und schließlich auch bei der Moderation übernommen hat.

Wie immer aber wäre die Sommer-Uni ohne das vielfältige, große und ehrenamtliche Engagement vieler Mitglieder der BERLINER AKADEMIE gar nicht denkbar und durchführbar gewesen.

Wir freuen uns gemeinsam über den schönen Verlauf.

Traugott Klose


Beispiel für gemeinsames Dichten
aus der Nachmittagsveranstaltung:
3B – Spiel mit Worten (Workshop) am 2.9.2015
(Prof.Dr. Johannes W. Erdmann und Traugott Klose)

Zwei Gruppen zu 11 Personen sitzen um zwei große Tische. Jede Person hat jeweils ein Blatt vor sich, schreibt eine erste Zeile, reicht das Blatt am Tisch weiter und erhält ein Blatt mit einer ersten Zeile, schreibt darunter eine zweite, reicht das Blatt weiter, schreibt eine dritte usw. (jeweils innerhalb von 90 sec).

Am Ende gab es 22 Gedichte, darunter dieses zum Rahmenthema der 30. BERLINER SOMMER-UNI:

1 Ganz spielerisch, Mensch entwickle dich,
2 und lass Dich dabei nicht einwickeln
3 und verbiegen und bestimmen.
4 Von wem?
5 Du bist ein wunderbares Individuum
6 und wächst und wächst
7 zu dem,
8 was du sein möchtest.
9 Das könnte z.B. ein Adler sein oder?
10 Oder eine kleine Maus, ... lässt sie sich fangen?
11 Auf jeden Fall kann man zum Ziel gelangen!


PDF-Download - Nachbetrachtung zur 30. BERLINER SOMMER-UNI 2015

Verse und Gedichte zur BERLINER SOMMER-UNI 2015

30. BERLINER SOMMER-UNI 2015
Verse und Gedichte, ausgewählt und vorgetragen
von Traugott Klose


1. zum Rahmenthema: "MENSCH ENTWICKLE DICH Kultur, Kunst und Spiel"

Pindar (ca.520 – 446 v.Chr.), altgriechischen Lyriker und Komponist olympischer Hymnen
"Entwickle Dich zu dem einmaligen, unverwechselbaren, unaustauschbaren Menschen,
der in Dir angelegt ist!"

Clemens Brentano (1778- 1842)
"Entwickle Dich in Form und Licht und Tönen,
so wird der Heimat Bürgerkranz Dich krönen."


2. zum Tagesthema "Kulturgeschichte der Menschheit"

Vortrag des Prähistorikers/ Archäologen Prof. Wolfram Schier über
"Verlauf und Bedingungen prähistorischer kultureller Innovationen"

Karoline von Günderode (1780- 1806)
"Vorzeit und neue Zeit
Ein schmaler rauher Pfad schien sonst die Erde
Und auf den Bergen glänzt der Himmel über ihr,
Ein Abgrund ihr zur Seite war die Hölle,
Und Pfade führten in den Himmel und zur Hölle.

Doch alles ist ganz anders nun geworden,
Der Himmel ist gestürzt, der Abgrund ausgefüllt,
Und mit Vernunft bedeckt und sehr bequem zum Gehen.
Des Glaubens Höhen sind nun demolieret.
Und auf der flachen Erde schreitet der Verstand,
Und misset alles aus, nach Klafter und nach Schuhen."

Vortrag des Anthropologen Prof.Christoph Wulf über
"Bilder des Menschen: Imaginäre und performative Grundlagen der Kultur"

Andreas Gryphius (1616-1664)
"Ebenbild unseres Lebens
Der Mensch, das Spiel der Zeit, spielt, weil er allhie lebt
im Schauplatz dieser Welt; er sitzt und doch nicht feste.
Der steigt und jener fällt, der suchet die Paläste
und der ein schlechtes Dach, der herrscht und jener webt.
(...)
Wir sind zwar gleich am Fleisch, doch nicht von gleichem Stande:
Der trägt ein Purpurkleid und jener gräbt im Sande,
bis nach entraubtem Schmuck der Tod uns gleiche macht.
Spielt denn dies ernste Spiel, weil es die Zeit noch leidet,
und lernt, dass wenn man vom Bankett des Lebens scheidet,
Kron, Weisheit, Stärk und Gut sei eine leere Pracht!"


3. zum Tagesthema "Kultur und Multikulturalität"

Vortrag des Religionswissenschaftlers Dr.Mario Bührmann über
"Gehört das Spiel zur Religion?
Spannungsverhältnis von Kultur und Ästhetik, Mythos und Kult"

Richard Dehmel (1863-1920)
"Das Spiel der Welt
Dialog:
Die Seele sprach zur Welt:
Du machst Dich viel zu wichtig.
Dein Spiel ist ohne mich
im Grunde null und nichtig.

Zur Seele sprach die Welt:
Das ist im Grunde richtig.
Das Spiel machst Du, nicht ich.
Drum ist es gründlich nichtig.

Moral:
Die Seele macht sich gern
mit ihrer Welt zu wichtig.
Weltseele muss man sein,
dann macht man alles richtig."
(...)


4. zum Tagesthema " Kunst – Spiel – Sinn"

Vortrag der Kunstdidaktikerin Prof.Ana Dimke über
"Handeln – künstlerisch, pädagogisch, politisch"

Friedrich von Logau (1605 – 1655)
"Heutige Weltkunst
Anders sein und anders scheinen;
anders reden, anders meinen;
alles loben, alles tragen,
allen heucheln, stets behagen,
allem Winde Segel geben,
Bös`und Guten dienstbar leben;
alles Tun und alles Dichten
bloß auf eignen Nutzen richten:
Wer sich dessen will befleißen,
kann politisch heuer heißen."


5. zum Tagesthema "Spiel und Medien"

Vortrag der Politikwissenschaftlerin Prof.Jeanette Hofmann über
"Internet – größter Spielplatz – Big Data"

Hendrik Rost (geb.1969)
"Ode auf das Smartphone
Der Arbeitstag ist lang
und es spielt damit, dass jemand anrufen könnte.
Unsere Sinne sind erweitert
um seine berührungsempfindliche Realität –
als letzte Grenze die Akkus.
Es kann aufgerüstet werden, die Revolte als App,
aber es erklärt keinen Krieg,
der nicht längst die Dinge bebildert:
Despoten geraten global unters Volk.
Es lebt von Infos und Mauscheleien:
Daumen rauf, Daumen runter.
Ein jeder schuftet hart für so viel Naivität.
Und wir kehren zurück in höchste Auflösung.
Was wir wollen, wird gespeichert auf Vorrat.
Wenn wir nachts endlich einnicken,
liefert es Bestellungen
ans Universum."


6. zum Tagesthema "Spiele, Geschäft und Macht"

Vortrag des Informatikers Prof.Carsten Busch" über
"Neues Spiel – neues Glück: Entwicklung von digitalen Spielen und kulturelle Evolution"

Ernst Jandl (1925-2000)
"ottos mops (Gedicht verwendet für Computerspiel)

ottos mops trotzt
otto: fort mops fort
ottos mops hopst fort
otto: soso

otto holt koks
otto holt obst
otto horcht
otto: mops mops
otto hofft.

ottos mops klopft
otto: komm mops komm
ottos mops kommt
ottos mops kotzt
otto: ogottogott


7. zum abschließenden Rückblick auf die 30.BERLINER SOMMER-UNI

Eugen Roth (1895 -1976)
"Offene Fragen
(...)
Ein Mensch wird müde seiner Fragen:
Nie kann die Welt ihm Antwort sagen.
Doch gern gibt Auskunft alle Welt
auf Fragen, die er nie gestellt.°


PDF-Download - Verse und Gedichte bei der 30. BERLINER SOMMER UNI 2015

Nachbetrachtung zur BERLINER SOMMER-UNI 2014

Rückblick auf die 29. BERLINER SOMMER-UNI 25.8. – 31.8.2014
in der Freien Universität Berlin

"MENSCH UND UMWELT"
Wechselseitige Prägung, Erfordernis einer gesellschaftlichen Transformation

In diesem Jahr fand die BERLINER SOMMER-UNI schon zum achten Mal zusammen mit der FU Berlin statt. Es gab nach der Begrüßung durch den FU-Präsidenten an sechs Tagen insgesamt
13 Plenarvorträge und 15 thematisch ergänzende Nachmittagsveranstaltungen zu unserem Rahmenthema, außerdem drei Führungen über den FU-Campus, zwei Konzerte und schließlich wieder eine ganztägige Exkursion. Insgesamt 270 Teilnehmer/innen waren registriert.

Das Rahmenthema nahm Bezug auf aktuelle wissenschaftliche und politische Diskussionen:

Die Welt ist im Wandel, nötig sei ein "Gesellschaftsvertrag für eine Große Transformation" zu einer nachhaltigen Entwicklung. So hatte es der "Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen" im Jahr 2011 in einem ausführlichen Gutachten beschrieben. Beteiligt war daran Prof. Reinhold Leinfelder (FU Berlin), der den einleitenden Vortrag hielt. Der Mensch sei ein geologischer Faktor geworden ("Anthropozän") nicht nur beim Klima, sondern auch bei Landnutzung, Überfischung und Vermüllung der Ozeane, bei der Ausnutzung von Bodenschätzen.

Der 5. Sachstandsberichtes des Weltklimarates (IPCC), veröffentlicht Anfang 2014, beschreibt die Klimaveränderungen, die der Mensch verursacht hat. Er zeigt, welche dramatischen Folgen die fortschreitende Erderwärmung für Menschen, Tiere und Vegetation in einzelnen Regionen und für die Ozeane hat. Einer, der an dem Bericht an maßgeblicher Stelle mitgewirkt hat, war Prof. Ulrich Cubasch (FU Berlin). Er machte klar, welch breiter, weltweiter Konsens dazu in der Wissenschaft besteht.

Die Weltbevölkerung wird zunächst weiter wachsen, vor allem in den armen Ländern. Das führt zu großen Krisen und vergrößert die Umweltbelastungen. Aber in 80 Ländern ist die Fertilitätsrate dank Wohlstand, Bildung und Geschlechtergerechtigkeit so weit gesunken, dass die Bevölkerung schrumpft. Dr. Reiner Klingholz (Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung) legte dar, dass auch eine schnelle Entwicklung der armen Länder notwendig ist, damit der Bevölkerungsdruck auch dort nachlässt. Die Postwachstumsgesellschaft sei unvermeidlich.

Die Archäologin Dr. Elke Kaiser (FU Berlin) brachte Beispiele für anthropogen verursachte Veränderungen der Umwelt seit der Jungsteinzeit und stellte das neue Konzept der Landschaftsarchäologie vor.

Prof. Joachim Radkau (U Bielefeld) bezog sich auf den akademisch- politischen Diskurs zu Allmende, also der gemeinschaftlichen Nutzung von Land/ Wasser/ Klima. Führt das zu Kollaps und Ökokatastrophen wie es in populären Büchern manchmal dargestellt wird? Seiner Meinung nach gäbe es zum Glück auch Beispiele für das Lernen von Gesellschaften etwa durch die Umweltschutzbewegung.

Nur ein winziger Teil des Wassers auf unserem blauen Wasserplaneten ist Trinkwasser. Die FU-Vizepräsidentin, Prof. Brigitta Schütt, erläuterte in ihrem Referat, dass es bei Wasserknappheit in vielen Regionen nicht nur um technische Lösungen geht, sondern vor allem um Aufklärung, Bewusstseinsbildung und Management.

Grenzüberschreitende Konflikte um Wasser lassen sich durch Verhandlungen lösen, waren aber oft schon Auslöser für Kriege. Dr. Lutz Mez (FU Berlin) behandelte die politische Bedeutung des Themas und internationale Lösungsansätze.

Prof. Christian Callies (FU Berlin) führte vor, dass sich Umweltvölkerrecht systematisch und klar darstellen lässt, auch wenn es nicht im Einzelnen kodifiziert ist. Es komme auf transparente Verfahren an, um Vorhaben auf Umweltverträglichkeit zu prüfen und sicher zu stellen, dass nachfolgende Generationen nicht geschädigt werden.

Prof. Miranda Schreurs (FU Berlin), wie Prof. Callies Mitglied des (Bundes-) Sachverständigenrates für Umweltfragen, stellte den Stand der internationalen Verhandlungen über die globalen Entwicklungs- und Klimaprobleme vor. Es gäbe zwar Fortschritte, aber zur Zeit keine Aussichten auf verbindliche weltweite Vereinbarungen. Daher komme es auf abgestimmte regionale und nationale Vereinbarungen und auf lokale Initiativen an. Besondere quantitative und politische Bedeutung habe dabei das Verhalten in den USA und in China.

Nachhaltige Entwicklung erfordert bei jedem Einzelnen die Reduktion des ökologischen Fußabdrucks, die Steigerung der Lebensqualität und die Teilhabe. Nach Prof. Gerhard de Haan (FU Berlin), Mitglied im Rat für Nachhaltige Entwicklung, erreiche man das nur zum Teil durch Bildung in Schulen und Universitäten und über Medien. Wichtiger als Wissen seien Einstellungen und Emotionen.

Prof. Peter Preisendörfer (U Mainz) verstärkte diese Einschätzung noch. Aber auch strukturell-situative Rahmenbedingungen, vor allem auch Preisfestlegungen und Anreize seien wichtig, um Umweltverhalten zu beeinflussen.

Bei der Lebensmittelproduktion stehen global betrachtet die Tierhaltung und Ernährung von Menschen in Konkurrenz zu einander. Prof. Jürgen Zentek (FU Berlin) stellte dazu die weltweiten Vernetzungen und Verkettungen der Produktströme und die gewaltigen Leistungssteigerungen bei Tierzucht und Tierhaltung dar. Gesundheit der Tiere und ökologische Aspekte müssten aber stärker beachtet werden. Das ethische Dilemma bei tierischen Lebensmitteln sei nicht auflösbar.

Die weitere Steigerung der weltweiten Nahrungsmittelproduktion sei angesichts weiter steigender Weltbevölkerung und angesichts 1 Mrd. hungernder Menschen ein zentrales Thema der Politik. Prof. Harald von Witzke (HU Berlin) forderte, dass die Wissenschaft noch stärker als bisher zur Produktivitätssteigerung auf den nur begrenzt ausweitbaren Agrarflächen beitragen müsse. Die Nahrungslücke der armen Länder könne nur durch Exporte der Industrieländer geschlossen werden.

Wie es schon Tradition ist, gab es auch zwei Kulturveranstaltungen: ein Konzert der Band Valdorado mit Musik aus verschiedenen Kulturen und einen Chanson-Abend von Annika Krump "Berlin ist eine Frau".

Die SOMMER-UNI endete mit einer ganztägigen Exkursion mit insgesamt 82 Teilnehmenden, in diesem Jahr zum UNESCO-Weltkulturerbe "Oberharzer Wasserwirtschaft" in St. Andreasberg/ Harz, wo die Teilnehmer/innen am Beispiel Bergbau/Wassermanagement erfahren konnten, wie Menschen seit Jahrhunderten ihre Umwelt nachhaltig nutzen.

Die FU Berlin hat uns mit dem großen Hörsaal 1b der Rostlaube und den nicht weit entfernten Seminarräumen und der benachbarten Mensa gute Arbeits- und Aufenthaltsbedingungen und technische Unterstützung gegeben. Dafür sind wir sehr dankbar. Zu danken ist auch Herrn Professor Harm Kuper vom Institut für Erziehungswissenschaft der FU Berlin, der einen Teil der Vorbereitung und Planung dieser BERLINER SOMMER-UNI übernommen und begleitet hat.

Wie immer aber wäre die Sommer-Uni ohne das vielfältige, große und ehrenamtliche Engagement vieler Mitglieder der BERLINER AKADEMIE gar nicht denkbar und durchführbar gewesen.

Wir freuen uns gemeinsam über den schönen Verlauf und den Erfolg.

Traugott Klose


PDF-Download der Nachbetrachtung zur BERLINER SOMMER-UNI 2014

Nachbetrachtung zur BERLINER SOMMER-UNI 2013

Rückblick auf die 28. BERLINER SOMMER-UNI 26.8. – 1.9.2013
in der HUMBOLDT-UNIVERSITÄT ZU BERLIN

"Was ist Leben und wie gelingt es?"
Auseinandersetzung mit Erkenntnissen der Lebens-, Geistes- und Sozialwissenschaften

Wir haben zu dieser großen und alten Frage der Menschheit 13 Plenarvorträge aus verschiedenen Wissenschaftsbereichen gehört, vornehmlich aus der Humboldt-Universität Berlin. An vier Nachmittagen gab es insgesamt 20 ergänzende Veranstaltungen und Führungen. Insgesamt 346 Teilnehmer/innen waren registriert.

Unter dem Tagesthema "Verständnis vom Leben" stellte zunächst Prof. Hammerstein Erkenntnisse und Vorgehensweise der Theoretischen Biologie vor: Die Evolutionstheorie von Charles Darwin wird heute präziser formuliert, so dass man daraus strategische Analysen und Forschungshypothesen für die experimentelle Nachprüfung und für Computersimulationen ableiten kann. Es geht um gegensätzliche und gemeinsame Interessen einzelner Individuen, Spezies, um Konflikte, Wettrüsten und Kampf in einer "grausamen" Natur. Beim Menschen wird diese durch Zivilisation und Kultur gebändigt.
Darauf bezog sich dann der Theologe Prof. Slenczka, der Religion als Selbstwahrnehmungshilfe zum Verstehen, zur Deutung des Lebens sieht. Der Leib-Seele Dualismus der alten griechischen Philosophen sei letztlich nicht vom Christentum übernommen worden. Der Mensch mit seinem Leib sei Geschichte vor Gott, so seien biblische/ kirchliche Aussagen zur Auferstehung der Toten und zum Ewigen Leben zu interpretieren.
Die Biologin K. Vohland behandelte dann den Menschen als Teil des Ökosystems Erde: Warum ist es für den Menschen wichtig, Biodiversität zu erhalten? Wie misst und bewertet man diese?. Zum Erhalt von Biodiversität sei der Weg über Ökonomisierung ("Ökosystemdienstleistungen") nicht ausreichend. Es seien politische Rahmensetzungen auf internationaler Ebene notwendig.

Zum Tagesthema des zweiten Tages "Körper – Geist" führte der Neurowissenschaftler Prof. Haynes zunächst vor, was Hirnforschung bereits erklären kann: Aktivitätsmuster im Gehirn stehen in Zusammenhang mit bestimmten Wahrnehmungen und Handlungen, Gedanken sind im Gehirn codiert. Aber es gibt (noch) sehr viel, was die Hirnforschung noch nicht versteht, wegen der großen Komplexität des Gehirns, der Vielfalt der Einflüsse, der begrenzten technischen Möglichkeiten. Zwar gebe es erste praktische Anwendungen über Gehirn-Computer-Schnittstellen, aber man sei noch sehr weit weg von Manipulationsgefahren. Der Philosoph Prof. Keil setzte sich in seinem Vortrag zur Willensfreiheit dann kritisch mit unpräzisen Versuchsanordnungen und Übertreibungen einiger Hirnforscher auseinander: Er sieht die Freiheit des Menschen für Entscheidungen nicht prinzipiell gefährdet. Der Mensch bleibe für das gelingende Leben selbst verantwortlich.

Um "Lebensführung" ging es am dritten Tag. Der Professor für Praktische Philosophie Th. Schmidt sprach über moralische Fehler, also Abirrungen vom Pfad gelingenden Lebens. Wie geht man im Alltag damit um, mit rechtfertigenden oder genuinen Entschuldigungen? Worin besteht Verzeihen?
Prof. Ludwig schilderte dann, wie die moderne Soziologie die Lebensführung des Individuums in der Gesellschaft zu erfassen versucht. Wie lässt sich ein Gleichgewicht zwischen Anforderungen, Ressourcen und Bedürfnissen herstellen? Für den Prozess der Selbst- und Weltverständigung spiele Bildung eine zentrale Rolle.

Unter dem Tagesthema "Entwicklung und Erhalt von Kompetenzen" zeigte der Erziehungswissenschaftler Prof. Tenorth mit typischen Bildern/Darstellungen, wie unterschiedlich Kindheit in der Geschichte wahrgenommen worden ist und wie sie gesellschaftlich geprägt ist. Heute bestehe einerseits die Gefahr einer Überwältigung von Kindern, durch Eltern, Schule und Wissenschaft, andererseits gebe es Zivilisationsfortschritte, feststellbar am zentralen Begriff des Kindeswohls.
Maßgeblich zur Entwicklung von Kompetenzen war für den Psychologen, Prof. Jerusalem das Konzept der Selbstwirksamkeit. Die breitesten Erfolge in der Bildung würde man durch Individualisierung, Transparenz und Wahlmöglichkeiten erreichen und durch einen Erziehungsstil, der persönliche Wärme und Anforderungen vermittelt.

Inhaltlich fortgesetzt wurde diese Thematik am fünften Tag, Lernen über die Lebenspanne", mit dem Vortrag der Erziehungswissenschaftlerin Prof. Blömeke. Sie stellte den gegenwärtigen bildungspolitischen Diskurs vor dem Hintergrund international vergleichender Schulstudien vor. Weltweit sei Bildung zur Allzweckwaffe im internationalen Konkurrenzkampf der Nationalstaaten geworden. Überall (von Albanien über China bis Zimbabwe) gebe es jetzt zumindest auf dem Papier ähnliche Konzepte, real jedoch riesige Unterschiede.
Die Erwachsenenpädagogin Prof. von Hippel behandelte die Faktoren, die das Weiterbildungsverhalten von Erwachsenen prägen, darunter insbesondere die sozialen Milieus, die durch eine bestimmte soziale Lage, aber auch durch bestimmte Werthaltungen und Lebensstile definiert werden.

Am sechsten Tag ging es um "Veränderungen der Arbeits- und Lebenswelt". Der Soziologe und neue Leiter des Instituts für Zukunftsstudien und Technologie-bewertung, Prof. Opielka, konzentrierte seinen Vortrag vor dem Hintergrund der gegenwärtigen technologischen, sozialen und demographischen Trends in Deutschland auf die Frage wie das gesellschaftspolitische Konzept eines bedingungslosen Grundeinkommens sozialphilosophisch begründet werden kann und welche Wirkungen es entfalten könnte.
Der Sozialwissenschaftler Prof. Käpplinger lieferte die empirischen Befunde über die Veränderung von Erwerbsbiografien nach, die sektoral, regional und im Zeitverlauf höchst unterschiedlich sind und auf die vor allem mit Weiterbildung reagiert werden muss.

Wie es schon Tradition ist, gab es auch wieder kulturelle Begleitveranstaltungen, eine Konzertveranstaltung mit Harfen- und Bratschenmusik, eine Lesung zu Leben und Werk von Mascha Kaléko.
Die Sommer-Uni endete wieder mit einer ganztägigen Exkursion mit insgesamt 100 Teilnehmenden, in diesem Jahr nach Dresden zum Deutschen Hygiene-Museum (Ausstellungen "Abenteuer Mensch" und "Reichtum als Faszination und Skandal") und zum Schloss Pillnitz.

Neu und ungewohnt war in diesem Jahr der Veranstaltungsort auf dem Campus Nord der HU Berlin, wohin die SOMMER-UNI ausweichen musste. Der 130 Jahre alte, schön restaurierte holzgetäfelte Emil-Fischer-Hörsaal erinnerte einerseits an alte Traditionen der Universität in der Kaiserzeit, aber auch an die DDR-Zeit mit der berühmten Robert-Havemann-Vorlesung ("Dialektik ohne Dogma"), andererseits war er mit vielen Treppen, steil ansteigenden Sitzreihen und schwieriger Akustik für manche Teilnehmer/-innen sehr beschwerlich. Das galt auch für die alten, noch nicht renovierten Hörsäle in der Landwirtschaftlich-Gärtnerischen Fakultät an den Nachmittagen. Aber der Campus-Nord passte auch zu dem diesjährigen Thema "Was ist Leben…", weil hier jetzt der Bereich Lebenswissenschaften der HU Berlin konzentriert und ausgebaut werden soll. Gegenüber dem Emil-Fischer-Hörsaal und der neuen sehr ansprechenden Mensa Nord in einem ehemaligen Waschhaus der Charité entsteht ein großer Neubau für die Lebenswissenschaften.

Zu danken ist insbesondere Frau Professorin Wiltrud Gieseke vom Institut für Erziehungswissenschaft der HU Berlin, die einen ganz wesentlichen Teil der Vorbereitung und Planung dieser BERLINER SOMMER-UNI übernommen hat und sie zusammen mit drei studentischen Mitarbeiterinnen begleitet hat. Wie immer aber wäre die Sommer-Uni ohne das vielfältige, große und ehrenamtliche Engagement vieler Mitglieder der BERLINER AKADEMIE gar nicht denkbar und durchführbar gewesen. Wir freuen uns gemeinsam über den schönen Verlauf und den Erfolg.

Traugott Klose


PDF-Download der Nachbetrachtung zur BERLINER SOMMER-UNI 2013

Nachbetrachtung zur BERLINER SOMMER-UNI 2012

Rückblick auf die 27. BERLINER SOMMER-UNI vom 27.8. – 2.9.2012 in der Technischen Universität Berlin

Unser Rahmenthema "Humane Zukunft durch technische und soziale Innovationen" entspreche dem neu beschlossenen Leitbild der Technischen Universität Berlin, so begrüßte uns am ersten Tag die Vizepräsidentin, Frau Dr. Gabriele Wendorf. Es sei Ziel der TU "dem Humanismus verpflichtete Lösungen für gesellschaftliche Herausforderungen" zu finden. Und aus den fünf neu definierten Forschungsschwerpunkten der TU stammten im Prinzip auch die Themen der nächsten Tage. Insgesamt hörten 273 registrierte Teilnehmerinnen und Teilnehmer 13 Plenarvorträge. Es gab 20 Seminare, Führungen und Besichtigungen an den Nachmittagen.

"Das Menschenbild in der technisierten Welt" stand als Tagesthema über den ersten drei Vorträgen. Der Philosoph Prof. Günter Abel sprach von den Kränkungen, die Neurowissenschaftler und Ingenieure dem Selbstbild des Menschen zufügen, wenn sie sagen "Du bist Dein Gehirn", "Du bist Software". Und er verteidigte das Ich/Ego des Menschen, der in Beziehung mit der Welt und mit anderen Menschen lebe und Verantwortung habe. Aus einem solchen Menschenbild ergäben sich Anforderungen an technische Entwicklungen. Ihm antwortete der Informatiker, Prof. Oliver Brock. Die Robotik wolle Artefakte schaffen, die den "TÜV" von Prof. Abel bestehen. Es gehe darum technische Wahrnehmungssysteme weiter zu entwickeln und die Beziehung zur Umwelt mit einfachen Systemen zu organisieren (Beispiel "denkende Hand"). Es werde immer häufiger Systeme geben, wo physikalische und virtuelle Welt verschmelzen ("cyber-physical systems"). Eine weitere Antwort kam von dem Maschinenbauer Prof. Henning Meyer, der an Beispielen schilderte, wie die Anforderungen im Ingenieurberuf gewachsen seien und welche Bedeutung soziales und ökologisches Verantwortungsbewusstsein habe.

Am zweiten Tag ging es um "Technische Infrastruktur". Der Verfahrenstechniker Prof. Frank Behrendt behandelte mit vielen Zahlen die technischen und sozialen Herausforderungen, die mit der politisch gewollten Energiewende in Deutschland und Europa verbunden sind. Die bloße Fortschreibung des positiven Trends bei Energieeffizienz und beim Einsatz erneuerbarer Energie reiche nicht aus. Es müssten erhebliche technische Innovationen hinzukommen. Das Thema des ausgefallenen Plenarvortrags über die nachhaltige Gestaltung von Megastädten wurde in kleinerem Rahmen am Nachmittag dargestellt.

Mit nachhaltigem Ressourcenmanagement am Beispiel "Sauberes Trinkwasser" beschäftigte sich der Vortrag von Prof. Stephan Pflugmacher Lima. Während die Situation in Berlin, sowie in Mittel- und Nordeuropa noch relativ günstig sei, sei sie in vielen anderen Teilen der Welt dramatisch schlecht. Als Ökotoxikologe beschäftigt er sich insbesondere mit Toxinen, die durch Mensch und Natur entstehen und durch geschickte Öko-Maßnahmen entscheidend reduziert werden können. Im anschließenden Vortrag schilderte die Ingenieurin und Sozialwissenschaftlerin Prof. Martina Schäfer, wie menschliche Alltagsroutinen und Konsumentenverhalten in Richtung Nachhaltigkeit gesteuert werden können.

Zum Thema des vierten Tages "Klang/Geräusch/Lärm und menschliches Empfinden" führte der Experte für Audiokommunikation, Prof.Stephan Weinzierl, in eindrucksvoller Weise vor, wie Wissenschaft und Technik den musikalischen Kommunikationsprozess untersuchen und verbessern helfen. Prof. Markus Hecht, Experte für Schienenfahrzeugtechnik, demonstrierte mit vielen Fakten, dass die Umweltbeeinträchtigung durch Bahnlärm eigentlich noch gravierender sei als die durch Straßen- und Fluglärm. Aber der politische Wille zum notwendigen Ausbau des Bahnverkehrs und zur Umsetzung technisch möglicher Maßnahmen zur Reduzierung des Bahnlärms sei in Deutschland zu schwach ausgeprägt. Das Thema Fluglärm war am Nachmittag Gegenstand von zwei kleineren Veranstaltungen ("Das leise Verkehrsflugzeug" und "Visualisierung von Flugbewegungen und Fluglärm"). Passend zum Tagesthema hörten wir am Abend ein eindrucksvolles Konzert von zwei jungen Perkussionisten.

Zum Thema "Kommunikation" hat die Erziehungswissenschaftlerin Prof. Helga Marburger am nächsten Tag noch einmal systematisch klar gemacht, wie Kultur als Orientierungssystem den menschlichen Kommunikationsprozess beeinflusst und entscheidend dabei ist, ob Kommunikation gelingt oder scheitert. Ebenfalls Erziehungswissenschaftlerin war Frau Dr. Rendant, die Prof. Wilfried Hendricks vertrat und in einer empirischen Studie herausgefunden hat, dass das Internet für Ältere nicht nur praktisch ist, sondern auch eine sozialintegrative Funktion hat.

Der letzte Hörsaaltag wurde wieder von einem Philosophen eingeleitet. In sehr lockerer Form erklärte Prof. Thomas Gil, wie demokratische Technikbewertung als kontinuierlicher kollektiver Lern- und Interaktionsprozess funktionieren sollte. Den dramatischen Abschluss bildete der Vortrag von Prof. Jürgen Kropp vom Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung. Er zeigte an der Erdgeschichte, dass durch große Klimaveränderungen nicht nur viele Tierarten, sondern in Folge eines großen Vulkaneinbruchs auch fast einmal die Menschheit ausgestorben wäre. Der jetzige anthropogene Anstieg der mittleren Temperatur verlange nicht nur eine andere Energieversorgung, sondern andere Lebensstile und die entschiedene Fortsetzung eines Aushandlungsprozesses zur Entwicklung der unterschiedlichen Weltregionen.

Die Exkursion am letzten Tag führte 98 Teilnehmerinnen und Teilnehmer nach Wolfsburg in das eindrucksvolle PHAENO- Wissenschaftsmuseum, entworfen von Zaha Hadid, und in die Erlebniswelt der VW-Autostadt.

Traugott Klose


Kommentar von Marion und Joachim Kroll

"Nachhaltigkeit bestimmte die Sommer-Uni 2012 und das lässt sich durchaus auf die Organisation der Vorlesungen und der Exkursion übertragen. Wir bedanken uns dafür recht herzlich bei Ihnen und Ihrem Team."

Nachbetrachtung zur BERLINER SOMMER-UNI 2011

Die 26. BERLINER SOMMER-UNI fand vom 29. August bis 4. September in der Universität der Künste (UdK) statt.

Mit dem Thema "Zukunft: Herausforderungen kreativ wahrnehmen und gestalten" wurde eine Brücke von der vorangegangenen SOMMER-UNI an der Freien Universität Berlin über "Krisenbewältigung als Chance" hin zur Veranstaltung 2012 an der Technischen Universität Berlin über "Humane Zukunft mit technischen und sozialen Innovationen" geschlagen.

Die diesjährige Veranstaltung besuchten 287 Teilnehmerinnen und Teilnehmern.

Die Resonanz war ausgesprochen positiv. Ein Beleg dafür ist die schriftliche Äußerung von Bärbel und Wolfdieter Eilers aus Oldenburg i.O.:

"Die im wesentlichen von Dozenten/innen der UdK …. gehaltenen Referate und Beiträge waren hoch interessant und anspruchsvoll, jedoch stets so vorgetragen, dass auch der engagierte Laie ihnen ohne weiteres folgen konnte. Daneben wurden – jeweils für eine begrenzte Teilnehmerzahl – Seminare, Workshops, Exkursionen und Führungen (und kulturelle Abendveranstaltungen) geboten. Wenn man ein Fazit aus der Gesamtheit aller Veranstaltungen ziehen wollte, drängt sich die Erkenntnis auf, dass eine menschenfreundliche Gestaltung heutiger und zukünftiger Gesellschaften unabdingbar auch auf künstlerische Kreativität angewiesen ist; oder wie es der Präsident der UdK, Prof. Martin Rennert, formuliert hat: "Kunst und Kultur sind keine Luxusaccessoires, sondern integraler Bestandteil jeder Zivilisation und daher von höchster gesellschaftlicher Relevanz." Die Aktivität der BERLINER SOMMER-UNI strahlt über die Stadt hinaus, wie nicht zu letzt auf einem Abend für auswärtige Teilnehmer festzustellen war. Es waren Gäste aus vielen Bundesländern und dem benachbarten Ausland angereist. Den weitesten Weg hatte allerdings eine ehemalige Berlinerin mit dem jetzigen Wohnsitz in Kalifornien zurückgelegt. Die Teilnahme an der diesjährigen SOMMER-UNI war aus unserer Sicht wieder außerordentlich bereichernd, so dass wir der nächste Veranstaltung schon erwartungsvoll entgegen sehen."

Die 27. BERLINER SOMMER-UNI wird vom 27. August bis 2. September an der Technischen Universität Berlin stattfinden.

Einen Eindruck der diesjährigen SOMMER-UNI vermittelt Ihnen die Bilddokumentation.

Prof. Dr. Ortfried Schäffter

Nachbetrachtung zur BERLINER SOMMER-UNI 2010

Am 30. August feierte die BERLINER SOMMER-UNI an ihrem Ursprungsort, der Freien Universität Berlin, ihr 25-jähriges Jubiläum. Musikalisch umrahmt vom Trio Muzet-Royal und mit einem Rückblick auf die Anfänge von Prof. Dr. Ortfried Schäffter, sowie einem anschließenden Empfang wurde dieses Ereignis zum Auftakt der diesjährigen Veranstaltung gewürdigt. Die 25. SOMMER-UNI stand unter dem Thema: Aus der Gegenwart in die Zukunft — Krisenerfahrung als Chance. Unmittelbarer Anlass für die Themenwahl war die Finanzkrise im Herbst 2008. Bei der Planung zeigte sich jedoch schnell, dass die Ursachen tiefer liegen, nämlich in einer globalen Sinnkrise, die viele Lebensbereiche erfasst. Deshalb waren die Schwerpunkte der SOMMER-UNI breit angelegt: Sie richteten sich auf die Wahrnehmung von Verantwortung und auf Fehlentwicklungen in historischen, ökonomischen und ökologischen Dimensionen; die technische und soziale Kontrolle; die Persönlichkeitsentwicklung und Bildung sowie Schlussfolgerungen für die Zukunft.

Dank der ausgezeichneten Zusammenarbeit mit dem Arbeitsbereich Weiterbildung und Bildungsmanagement der Freien Universität Berlin ist es gelungen, für die einzelnen Vorträge namhafte Wissenschaftler zu gewinnen. Die grundlegenden Vorträge an den sieben Vormittagen wurden nachmittags durch vertiefende Referate, Seminare und Exkursionen ergänzt. Das Rahmenprogramm bot Führungen zur Geschichte des preußischen Wissenschaftsstandorts Dahlem, zur Architektur und Geschichte der Freien Universität Berlin und durch die Vodou-Ausstellung im Ethnologischen Museum Dahlem Außerdem fanden Exkursionen zum Bundesumweltamt, dem Botanischen Garten und dem Comenius-Garten statt. Abgerundet wurde das Programm durch einen Kabarett-Abend sowie eine Fahrt zu den Seelower Höhen und Schloss Neuhardenberg.

Von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern wurde die SOMMER-UNI außerordentlich positiv aufgenommen. Besonders hervorgehoben wurden die gute Auswahl der Referenten und deren Vorträge, die gelungene Fahrt und die gute Organisation.

Zum Erfolg haben auch wesentlich die räumlichen Bedingungen in der Freien Universität Berlin und die umsichtige Unterstützung durch deren Mitarbeiter beigetragen.

Allen, die an der Vorbereitung und Durchführung der diesjährigen SOMMER-UNI mitgewirkt haben, vor allen Dingen den zahlreichen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern und denjenigen, die das Rahmenprogramm vorbereitet und begleitet haben, sei herzlich gedankt.

Der Dank gilt auch den Mitgliedern der Freien Universität Berlin für Ihre Mitarbeit und Unterstützung bei der Vorbereitung und Durchführung sowie dem Präsidium der Freien Universität Berlin, ohne deren Zusage die BERLINER SOMMER-UNI 2010 nicht möglich gewesen wäre.

Jochen Denzin, für den Vorstand der BERLINER AKADEMIE für weiterbildende Studien e.V.

BERLINER SOMMER-UNI 2024

37. BERLINER SOMMER-UNI mit der Humboldt-Universität zu Berlin
09. – 15. September 2024
"Künstliche Intelligenz und wie sie unsere Gesellschaft verändern wird."

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