
BERLINER SOMMER-UNI
Seit 1986 lädt die BERLINER AKADEMIE jedes Jahr zu ihrer Hauptveranstaltung ein, der BERLINER SOMMER-UNI. Partner ist dabei im Wechsel jeweils eine der vier Berliner Universitäten (FU, HU, TU, UdK).
Zur Geschichte erfahren Sie mehr
Reden zum 30. Jubiläum 2015 (Traugott Klose und Prof. em. Dr. Joachim Dikau)
Rede zum 25. Jubiläum 2010 (Prof. Dr. Ortfried Schäffter)
36. BERLINER SOMMER-UNI
28. August – 03. September 2023
Globale Ordnung unter Stress - Gefahren und Prognosen aus Sicht der Wissenschaft
Freie Universität Berlin
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Die Periode nach dem Ende des Kalten Krieges sei endgültig vorüber, sagte UN-Generalsekretär Guterres in New York bei der Vorstellung einer Neuen Agenda für den Frieden
. Er sieht die Welt auf eine neue Ära der Krisen und Konflikte zusteuern.
Es breche nun eine Zeit an, die bereits von einem hohen Ausmaß an geopolitischen Spannungen und Rivalitäten zwischen den Großmächten geprägt sei. Dies gefährde die Idee der Vereinten Nationen, wonach alle Länder zusammenarbeiten sollten, um globale Probleme zu lösen. Zu den größten Herausforderungen zählt Guterres unter anderem komplexe und tödliche Konflikte wie den russischen Krieg gegen die Ukraine, Sorgen vor einer möglichen nuklearen Eskalation, wachsende Ungleichheiten in den Gesellschaften sowie Angriffe auf Menschenrechte.
Die Frage nach der Zukunft der internationalen Ordnung beschäftigt uns. Die Bundesregierung bringt es auf den Begriff Zeitenwende. Mit der Annexion der Krim und der militärischen Intervention im Donbas entschied sich Russland 2014 dafür, imperialistische Interessen auf dem Wege der Konfrontation und des Krieges durchzusetzen. Spätestens der Krieg gegen die Ukraine hat die globale Ordnung der Zeit nach 1945 nachhaltig erschüttert. Sanktionen gegen Russland sollten als massive Strafmaßnahmen ein Einlenken herbeiführen – wie wirksam sind sie?
Russland führt den Krieg mit äußerster Brutalität und vertritt einen aggressiven Nationalismus. Zugleich verfolgt das Putin-Regime Regimekritiker und Minderheiten mit diktatorisch ausgeübter Macht, bricht Übereinkommen sowie Verträge und verletzt das Völkerrecht. Ihre historischen Erfahrungen ließen Polen und die baltischen Staaten schon lange vor Russlands Politik und dessen Großraumdenken mit Einflusszonen und Vasallenstaaten warnen. Doch wurden sie wahrgenommen? Das führt zu der Frage, ob Versäumnisse in Wissenschaft und Forschung zu konstatieren sind.
Die Zahl autoritärer Regime und die Anhänger autoritärer Politik in demokratischen Staaten ist im Wachsen, Italien, Frankreich Serbien, Tschechien, Ungarn – die Aufzählungen lässt sich fortsetzen. Können Gefahren abgeschätzt werden und welche Herausforderungen ergeben sich daraus? Die universelle Gültigkeit der Menschenrechte wird zunehmende in Frage gestellt.
Der Glaube an Wandel durch Handel und Dialog hat erkennbar Schaden genommen. Welche Konsequenzen können für Deutschlands Außenpolitik beschrieben werden? Die Komplexität macht vielleicht ein Beispiel deutlicher. So wird für China gesagt, dass wir es als Partner beispielsweise beim Kampf gegen den Klimawandel benötigen, gleichzeitig als einen Konkurrenten auf dem Gebiet der Wirtshaft erleben und in diesem Staat einen geostrategischen Rivalen, nicht zuletzt auch bei Auseinandersetzungen um Fragen der gesellschaftlichen Ordnungen, sehen müssen.
Real existierende Krisen zeigen Folgen in Einstellungen und Verhaltensweisen von Bürgerinnen und Bürgern. Es sind der Klimawandel mit seinen Folgen, die sozialen Langzeitwirkungen der Corona-Pandemie, der Krieg Russlands gegen die Ukraine mit seinen wirtschaftlichen Konsequenzen (Energie-versorgung, Inflation). Das Gefühl des Ausgeliefert-Seins ist eine Herausforderung für die Zivilgesellschaft. Der Ruf nach Fachkenntnis und Expertise ist nicht zu überhören, auch von Politikerinnen und Politikern. Und welche Steuerungskraft hat die Politik gegenwärtig? Gefahren und Prognosen aus Sicht der Wissenschaft werden uns die Beiträge an den nächsten Tagen vorstellen: der Bogen von umfassenden Sichten auf komplexe Systeme und deren Wechselwirkungen bis zum Hinterfragen unseres Verhaltens als Bürgerinnen und Bürger. Seminaristische Vorträge, thematisch ergänzende Besichtigungen und Führungen sowie kulturelle Veranstaltungen werden an den Nachmittagen unser Programm der Sommer-Uni abrunden.
Am Sonntag wird die Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) vorgestellt; gelegen an der deutsch-polnischen Schicksalsgrenze trägt sie nachhaltig zur europäischen Integration bei. Mit ihrer Gründung im Jahr 1991 setzte sie als Lehr- und Forschungsstätte erstmals in Deutschland erfolgreich das Konzept einer Europa-Universität um. In diesem Jahr wurde das Viadrina Center of Polish and Ukrainian Studies
eingerichtet, um die intensive akademische Beschäftigung mit Geschichte und Kultur, Politik und Gesellschaft der Ukraine in ihren europäischen Bezügen und globalen Verflechtungen zu ermöglichen.
In Altranft wird das Oderbruch Museum das einmalige Wassersystem mit über 1.000 Kilometer langen Gräben, die Menschen und ihre Kultur im Oderbruch präsentieren. Besichtigt wird das Schloss, ein Herrenhaus inmitten eines Landschaftsparks aus dem 19. Jahrhundert. Die ersten Konzepte für das Freilichtmuseum wurden bereits in den siebziger Jahren erarbeitet.
Bei den Fachvertreterinnen und Fachvertretern aus den verschiedenen Disziplinen, die bereitwillig Vorträge als Zusatzaufgabe übernommen haben, bedanken wir uns sehr. Insbesondere bedanken wir uns bei Prof. Dr. Harm Kuper, Fachbereich Erziehungswissenschaften und Psychologie, der für die Freie Universität Berlin an der Vorbereitung von Anfang an mitgewirkt hat. Und wir sind der Freien Universität Berlin und ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern insgesamt sehr dankbar für die gute Kooperation und die institutionelle Unterstützung.
Den vielen Mitgliedern der BERLINER AKADEMIE, die bei der Planung und Vorbereitung mitgeholfen haben und bei der organisatorischen Durchführung der 36. BERLINER SOMMER-UNI mitwirken, gilt ebenfalls unser Dank.
Ferdinand Nowak
für den Vorstand der BERLINER AKADEMIE für weiterbildende Studien e.V.
BERLINER SOMMER-UNI 2023
36. BERLINER SOMMER-UNI Freie Universität Berlin
28. August – 03. September 2023
"Globale Ordnung unter Stress - Gefahren und Prognosen aus Sicht der Wissenschaft"